Die Ehre der Blochers

11.7.2020 - Tag der Ehre wem Ehre gebührt

Blocher beschädigt seine Ehre, meint Blick-Chefredaktor Christian Dorer. Welche Ehre denn beschädigt der Oligarch vom Feldherrenhügel auf dem Herrliberg? Etwas, was meistens nie vorhanden war, kann man auch nicht wirklich beschädigen. Blocher hat viel geleistet in seinem Leben. Ehrenvoll war davon das Wenigste. Milliardäre bekleckern sich meisten nur dank gekauften Biografen mit Ehre.

Waren die Raider-Aktionen Blochers zusammen mit seinem Kumpel Ebner im Zusammenhang mit der Alusuisse etwa ehrenvoll, um nur ein Beispiel zu nennen? Blocher und Ebner verdienten mit dem Deal, der vielen Arbeitnehmern im Wallis den Job kostete, eine Milliarde Franken.

Das «System Blocher» war nie ehrenvoll, auch wenn seine Armada von arschkriechenden Biografen, gehorsam nach dem Prinzip Blocher «Wer bezahlt befielt», dies völlig anders sieht. Die Arbeitslosen dem Staat vor die Füsse werfen und die Gewinne in den eigen Sack stecken macht einen zwar zum Milliardär, die Ehre bleibt dabei allerdings auf der Strecke.

Oder wie Don Corrado Prizzi im legendären Film «Die Ehre der Prizzis» treffend bemerkte: «Wir fressen lieber unsere Kinder, als dass wir uns vom Geld trennen.» Das sollten sich vor allem die Hofnarren von Blochers Gnaden, Markus Somm und Matthias Ackeret, merken, wenn sie dereinst den Nachruf und das Drehbuch zu «Die Ehre des Christoph Blochers» schreiben: Das Gute nicht vergessen. Das Böse aber auch nicht.

11.7.2020

Falls Sie einen Kommentar abgeben wollen: Hier geht's lang

BlickPunkt über die Rente eines alt Bundesrats: Für 130 Franken beschädigt Blocher seine Ehre

Jahrzehntelang forderte Multimilliardär Christoph Blocher weniger Gehalt, weniger Rente, weniger Privilegien für Politiker. Jetzt verlangt er 2,7 Millionen Ruhegehalt, auf die er einst verzichtet hatte – für ihn ist das so viel wie 130 Franken für einen Normalverdiener.

Die Spesenabrechnung lässt tief ins Wesen eines Menschen blicken. Als mir eine frühere Mitarbeiterin ein Parkticket über 50 Rappen vorlegte, fragte ich mich: Welches tiefer liegende Problem hat diese Frau? Obwohl ihre Abrechnung ohne jeden Zweifel rechtlich korrekt war.

Auch Christoph Blocher (79) beruft sich auf das Gesetz, wenn er rückwirkend für 13 Jahre sein Ruhegehalt als alt Bundesrat kassieren will, obwohl er nach der Abwahl 2007 grossspurig darauf verzichtet hatte: «Ich habe einen Rechtsanspruch auf diese Rente!»

Bei Blocher geht es um mehr als einen halben Franken – aber er handelt ähnlich wie meine Ex-Mitarbeiterin. Seine Familie besitzt rund 11 Milliarden, umgerechnet auf dieses Vermögen wären die von ihm verlangten 2,7 Millionen genau so viel, als wollte ein durchschnittlicher Schweizer (530’000 Franken Vermögen) 130 Franken einfordern.

Mit anderen Worten: Christoph Blocher beschädigt seine Glaubwürdigkeit, ja seine Ehre für einen Betrag, der für Normalverdiener einem Wochenendeinkauf entspricht.

Dass der Multimilliardär Blocher plötzlich Millionen vom Staat will, weil er vier Jahre lang Bundesrat war, ist das Gegenteil von dem, wofür seine Partei SVP seit Jahren kämpft: Politikergehälter kürzen, Ruhegehälter streichen, Privilegien abschaffen.

Nach seiner Abwahl Ende 2007 verschmähte Blocher denn auch sein Ruhegehalt. Er habe genug Geld und wolle unabhängig bleiben, sagte er damals. Geld aus Bern würde seinen politischen Bewegungsspielraum einschränken.

Nun gilt das alles plötzlich nicht mehr.

Ohne klare Begründung stösst Blocher seine eigenen Prinzipien über Politikergehälter um. Vor seiner Wahl 2003 forderte er noch die Halbierung der Bundesratsgehälter von rund 400’000 auf 200’000 Franken. Wenn der alt Bundesrat aus Herrliberg ZH nun nachträglich ein Ruhegehalt bezieht, hätte er für jedes seiner vier Amtsjahre 1,1 Millionen Franken kassiert. Wird er – was ihm zu gönnen ist – 100 Jahre alt, wären es sogar 2,2 Millionen!

Unter Juristen ist allerdings umstritten, ob der alt Bundesrat Ansprüche auf ein Ruhegehalt rückwirkend über 13 Jahre geltend machen kann, obwohl er darauf verzichtet hatte. Für Normalbürger verjähren Rentenforderungen nach fünf Jahren.

Der Entscheid liegt jetzt bei der Finanzdelegation des Parlaments – und die täte gut daran, die Auszahlung zu verweigern. Soll Blocher doch versuchen, die Millionen vor Gericht einzuklagen!

Vielleicht nennt er dem Richter klarere Beweggründe als solche, die nicht einmal sein engerer SVP-Zirkel versteht, schon gar nicht ein Grossteil der Bevölkerung: Mitten in der Corona-Pandemie, wo viele den Gürtel enger schnallen, wo Bund und Kantone mit Milliarden von Steuergeldern gegen die Krise kämpfen müssen, holt ein Superreicher Millionen von der Staatskasse ab?

Tut er das wirklich aus Frust über diesen angeblich «links-grünen Staat, der das Geld zum Fenster hinauswirft», wie es seine Tochter sagt? Zum Spenden, wie er sagt? Oder trifft ganz einfach das Sprichwort zu: Bei den Reichen lernt man sparen? Schreibt Blick.

Diese Website benutzt Cookies, um Ihnen ein angenehmes Surfen durch unsere Sites zu ermöglichen. Weiterführende Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.