Divisionär Lucas Caduff: «Ich erwarte ein gesundes Misstrauen der Soldaten»

Lucas Caduff, Divisionär

Man soll nicht hyperventilieren.

Lucas Caduff, Divisionär

Divisionär Lucas Caduff

Divisionär Lucas Caduff

Bild ZVG Schweizer Armee

Für Divisionär Lucas Caduff ist das diesjährige WEF der vierte Einsatz als Kommandant. Im Interview mit Cuminaivel nennt er seine Erwartungen an die Truppe, appelliert an die Kameradschaft und blickt zurück auf seine Zeit in der Rekrutenschule.

Das Word Economic Forum steht vor der Tür. Sie sind in Davos bereits zum vierten Mal als Kommandant im Einsatz. Kribbelt es bei Ihnen überhaupt noch?

Divisionär Lucas Caduff: Ja klar. Das WEF ist ein spezieller Anlass, man ist immer wieder aufs Neue gespannt. Einerseits ist es ein Echteinsatz. Es geht um echte Leute, echte Aufträge. Andererseits ist es dieses Jahr aufgrund der angespannten internationalen Lage aussergewöhnlich. Als Kommandant geht es mir heuer nicht nur darum, dass wir den Auftrag erfüllen, sondern auch, dass ich alle mir anvertrauten Soldaten und Kader wieder gesund ins zivile Leben übergeben kann.

Sie standen auch vor Ihrer Zeit als Kommandant am WEF für die Schweizer Armee im Einsatz. Wie hat sich dieser über all die Jahre verändert?

Die Routine. Es gibt immer wieder Jahre mit mehr oder weniger Spannungen. Heikel waren beispielsweise die Jahrestreffen 2003 und 2004, als es zu grossen Demonstrationen in der ganzen Schweiz und insbesondere auch in Davos kam. Damals mussten wir kurzfristiger und situativer entscheiden. Heute sind wir ein perfekt eingespieltes Team. Die Zusammenarbeit mit unseren Partnern – den Kantonspolizeien – ist optimal. Auch würde ich sagen, dass die Soldaten und Kader, die heute im Einsatz stehen, die Aufgaben bewusster angehen als früher.

In der Armee sind Sie 1988 mit dem Eintritt in den Instruktionskorps der Infanterie so richtig durchgestartet. Ihre militärische Laufbahn haben Sie aber, wie jeder andere AdA auch, in der Rekrutenschule lanciert. Erinnern Sie sich noch an ihren ersten RS-Tag?

Das war im Juli 1981. Ich bin in Chur als Infanterist eingerückt. Wir sind eingestanden, es gab einen Appell und dann ging es auch schon mit dem Lastwagen zum Sankt Lutzisteig. Ich war mir als Jugendlicher bewusst, dass wir in einem solch schönen Land wie die Schweiz nicht nur von den Rechten profitieren, sondern auch unsere Pflichten erfüllen müssen. Mit diesem Pflichtgefühl bin ich diese anspruchsvolle Zeit angegangen.

Was ist Ihre schönste Erinnerung an die RS?

Die Kameradschaft. Wir wurden vor einige Herausforderungen gestellt und haben diese immer als einheitliche Truppe gelöst. Ich wurde hauptsächlich am Maschinengewehr ausgebildet, war im Zug der Mitrailleures – da war der Zusammenhalt besonders gross. Auch heute noch habe ich mit einigen RS-Kollegen Kontakt. Am vergangenen Sonntag habe ich einen Kameraden auf dem Spaziergang angetroffen, ein anderer machte Karriere im Nationalrat und der Feldweibel von damals wurde zu einem guten Freund von mir – er lebt heute im gleichen Dorf wie ich.

Sie sprechen die Kameradschaft an. Das ist auch ein wichtiger und schöner Bestandteil der AdA, die am WEF im Einsatz stehen. Was geben Sie der Truppe mit auf den Weg?

Dass sie den Auftrag ernst nehmen. Es ist ein Einsatz, keine Übung. Von unserer Tätigkeit profitiert eine echte Grossveranstaltung, die für die Schweiz wichtig ist. Ich habe auch den Anspruch, dass die Truppe mit einem gesunden Misstrauen an die Aufgabe herangeht. Denn eine potenzielle Gegenseite, die etwas im Schilde führt, ist vielleicht nicht klar erkennbar. Deshalb braucht es die Aufmerksamkeit aller Armeeangehörigen, die im Einsatz stehen. Gleichzeitig soll man aber auch nicht hyperventilieren. Letztlich möchte ich den Soldaten und Kader auf den Weg geben, dass sie auch im kleinen Kreis den Korpsgeist und die Kameradschaft pflegen. So stellen wir einen bestmöglichen Einsatz sicher und haben gleichzeitig auch eine gute Zeit miteinander.

Quelle: Schweizer Armee

14.1.2020

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