Kommando KAMIR: Jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit Blindgängern

Claudia Surer

Ob es sich bei der Munition um einen Blindgänger, einen Abschussversager oder um Fundmunition handelt ist im Feld entscheidend.

Claudia Surer

Vor 37 Jahren erlangten Blindgänger tragische Berühmtheit, als innerhalb von wenigen Wochen sieben Menschen durch liegen gebliebene Granaten ums Leben kamen. Die Behörden reagierten umgehend und schafften Leitstellen, um der Gefahr durch Militärmunition im Gelände Herr zu werden. Heute sorgt das Kommando KAMIR in Spiez dank seiner über Jahrzehnte erlangten Fachkompetenz für grösstmögliche Sicherheit, damit solche Tragödien nicht mehr vorkommen.

Im Sommer 1983 ereignen sich gleich zwei tragische Unfälle mit militärischer Munition, die nach deren Abschuss nicht sofort explodiert war: Am 21. Juni kommen bei Flums SG zwei Erwachsene und ein Kind ums Leben, nachdem sie eine 8,1-Zentimeter-Minenwerfergranate gefunden hatten. Nur wenige Wochen später verlieren eine Frau und drei ihrer Söhne auf dem Dreizehntenhorn im Wallis ihr Leben. Sie waren beim Wandern auf einen Blindgänger gestossen, nahmen diesen in einem Rucksack mit und hatten nach der Ankunft auf dem Berggipfel damit hantiert.

Sofortmassnahmen bringen Besserung

Die tödlichen Unfälle sorgten für grosse Bestürzung in der Schweiz, das damalige Eidgenössische Militärdepartement (EMD) kündete umgehend Massnahmen an. Wenige Wochen nach den gravierenden Unfällen durchsuchten mehrere Tausend Angehörige der Armee zahlreiche Schiessgebiete. Diese durch das EMD intensivierten Suchaktionen werden auch über die kommenden Jahre aufrechterhalten. In einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage schreibt der Bundesrat 1986: «Aufräumaktionen der Truppe im Alpengebiet; allein im Jahre 1986 wurden bei diesen Aktionen über 100 Tonnen Munitionsüberreste sowie militärische und zivile Abfälle gesammelt und abtransportiert.»

Blindgängermeldezentrale

Blindgängermeldezentrale

In der Blindgängermeldezentrale gehen jährlich über 700 Meldungen ein. Foto Stefan Meienhofer. Bild ZVG Schweizer Armee

Das Kommando Kampfmittelbeseitigung und Minenräumung wird gegründet

1991 erteilte das EMD den internen Auftrag für eine Kurzstudie «Kampfmittelbeseitigung in Friedenszeiten». Ab 1994 erfolgte deren Umsetzung, worauf unter der Leitung der damaligen Gruppe Rüstung (heutige armasuisse) in Thun eine Blindgängermeldezentrale betrieben wurde. Nach einer Zwischenphase übernahm das Festungswachtkorps (FWK) 1999 die Leitstelle der Kampfmittelbeseitigung für die Stufe Armee.

Im Jahr 2004 kam es schliesslich zur Gründung des Kompetenzzentrums KAMIR, wobei die Kampfmittelexperten aus der Gruppe Rüstung und dem FWK in ein zentral geführtes Kommando überführt wurden.

Blindgängermeldezentrale wechselt nach Spiez

Im Rahmen der Weiterentwicklung der Armee wurden 2018 die zwischenzeitlich fusionierten Kompetenzzentren KAMIR und ABC in den Lehrverband Genie/Rettung/ABC überführt. Seither befindet sich das Hauptquartier sowie die Blindgängermeldezentrale in Spiez.

Heute sorgt das Kommando KAMIR dank seiner über Jahrzehnte erlangten Fachkompetenz und seinen Kampfmittelbeseitigern dafür, dass Blindgänger und Munitionsrückstände geborgen und unschädlich gemacht werden. Doch was früher gefährlich war, ist es möglicherweise auch heute noch. Deshalb gilt bei jeder Sichtung von Munition immer der Merksatz: Nie berühren, markieren, melden.

Quelle: Schweizer Armee

21.10.2020

Jahrzehntealte Gefahr

Die Armee nutzt seit Jahrzehnten Felswände als Zielhänge für Minenwerfer, Festungskanonen, Panzerabwehrraketen und Geschossarten sämtlicher Kaliber. Nach dem Schiessen gehört es seit je zum obligatorischen Ablauf, dass die Armeeangehörigen das Gebiet absuchen und dabei Munitionsrückstände einsammeln und Blindgänger melden. Die Schneemengen, loses Geröll und die schwierigen Bedingungen in Bergregionen verhindern dabei jedoch regelmässig, dass alle Geschossüberreste wiedergefunden wird. Vieles davon wird erst mit der im Sommer eintretenden Schneeschmelze wieder an die Oberfläche befördert. Die Gefahr lauert oft Jahre und Jahrzehnte.

Blindgänger melden

Als Blindgänger bezeichnet man Munition, die nicht oder nicht vollständig explodiert ist; zum Beispiel, weil sie im Wasser, im Schnee oder in weichem Boden gelandet ist oder der Zünder nicht richtig funktioniert hat. Blindgänger und Munitionsreste finden Sie häufig auf Schiessplätzen, in Zielgebieten in den Bergen, auf Gletschern – aber auch im Nachlass von Verstorbenen als Erinnerung an die Dienstzeit. Um Unfälle zu verhindern, befolgen Sie bitte folgende Grundsätze: Nie berühren – markieren – melden, per Telefon an 117 oder via App. Verwenden Sie wenn immer möglich die App «Blindgänger melden». Sie können diese gratis im App Store oder Google Play Store herunterladen. Ansonsten können Sie den Fund per Telefon an 117 melden.

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