Roger Kocher, Leiter Jungpontonierlager
Es ist kein Wohlfühlprogramm im Luxushotel.
Roger Kocher, Leiter Jungpontonierlager
Vom 24. – 27. Juli fand die Kompanieübung "MINERVA" statt. Es wurde ein Szenario nachgestellt, das einem möglichen Einsatz entsprechen könnte. Schliesslich handelt es sich um eine Bereitschaftskompanie, die für den Ernstfall gewappnet sein muss. Gerade jetzt, da grosse Teile der Schweiz von starker Trockenheit betroffen sind und die Temperaturen hoch bleiben, besteht durchaus das Risiko, dass wir in den Einsatz gehen müssen.
Die Übung begann am Mittwoch mitten in der Nacht. Ca. um 3:00 Uhr wurden die Kader der jeweiligen Züge über die aktuelle Lage informiert, bevor sie die Truppe aus den Betten holten.
In Wangen an der Aare hatte es ein Industrieunglück gegeben, das mehrere Gebäude zum Einsturz brachte. Für das Aufspüren und Bergen der Verschütteten wurden die Rettungszüge eingesetzt. Die einzige Zufahrtsstrasse führte jedoch über eine Brücke, die sabotiert worden war, und deshalb nicht passiert werden konnte. Damit die Retter überhaupt in den Einsatzraum gelangen konnten, mussten die Pontoniere den Transport von Mensch und Material mittels Übersetzbooten sicherstellen.
Während die Zugführer bereits vor Ort waren, um die Lage persönlich zu beurteilen, machte sich der Rest der Kompanie zur Verschiebung bereit. Wichtig ist, dass sämtliches Material und Ausrüstung vollständig mitgeführt werden, um auch für lange Einsätze gerüstet zu sein. Was nicht benötigt wird, steht im Bereitstellungsraum und kann jederzeit angefordert werden.
Als die Rettungszüge am Aareufer eintrafen, hatten die Pontoniere bereits alle Boote eingewassert und waren bereit zum Übersetzen. Nach und nach wurde das ganze Material, das die Retter zum Bergen der Verschütteten benötigten, in den Einsatzraum geschifft.
Der rückwärtige Teil der Kompanie war unterdessen mit der Organisation der Notunterkunft in Aarwangen beschäftig. Dazu gehörte das Einrichten des Kompaniebüros, des Fahrzeugparks, der Wache und selbstverständlich auch der Küche, damit die aus dem Einsatz zurückkehrenden Soldaten verpflegt werden konnten.
Die Rettungszüge waren den ganzen Tag im Einsatz und trafen, von den hohen Temperaturen und der körperlichen Anstrengungen sichtlich strapaziert, erst nach 22:00 Uhr in der Unterkunft ein. Doch gross Zeit für Erholung blieb nicht. Bereits in den frühen Morgenstunden war Tagwacht für den nächsten Einsatz.
In Burgdorf hatte es einen Waldbrand gegeben. Der lokalen Feuerwehr fehlten jedoch die Mittel, entsprechend grosse Wassermengen in das betroffene Gebiet zu bringen, weshalb die Rettungszüge damit beauftragt wurden. Es mussten verschiede Wasserbecken und eine 2km lange Transportleitung verlegt werden, um das aus dem Bach abgezweigte Wasser in den rund 160 Meter höher gelegenen Waldteil zu pumpen. Nebst der kurvigen und steilen Einsatzachse wurde die Arbeit zusätzlich durch die schmalen Strassen erschwert. Kreuzen mit anderen Fahrzeugen war nicht möglich.
Gleichzeitig war der Geniezug Land in Wasen i. E. im Einsatz. Nach einem Unwetter war eine Brücke nichtmehr passierbar. Um die Strassenverbindung schnellstmöglich wiederherzustellen, wurde eine Notbrücke errichtet. Bevor jedoch mit dem eigentlichen Bau begonnen werden konnte, musste in das beidseits bewachsene Flussufer eine entsprechend breite Schneise gesägt und die Brückenzufahrt mittels Abrollstrassen geebnet werden. Am Abend nutzen die zwei Rettungszüge die fertige Unterstützungsbrücke als Übergang in ihren nächsten und letzten Einsatzraum, der sich nur einige Kilometer weiter befand.
In den bewaldeten Anhöhen der Gemeinde Sumiswald war nämlich ein Flugzeug abgestürzt. Von der Blackbox fehlte bisher jede Spur. Auf einem Glied aufgestellt, suchten die Soldaten deshalb das unwegsame Gelände Meter für Meter ab. Um die Sichtverhältnisse in der Dunkelheit zu verbessern, war das Gebiet mit Flutlichtmasten entlang der Krete grossflächig ausgeleuchtet worden. Die Suchaktion zog sich bis tief in die Nacht. Während der eine Zug etwa um 3:00 Uhr in die Unterkunft zurückkehren konnte, arbeitete der andere bis zum nächsten Morgen durch.
Mit diesem Einsatz fand die Übung Minerva schliesslich ein Ende. Wie gewohnt folgte nun die Wiedererstellung der Bereitschaft. Nachdem die Notunterkunft geräumt worden war, kontrollierten die Züge das benutze Material auf seine Vollständigkeit und Funktion. Schmutziges Material musste gereinigt, Fahrzeuge getankt und Verbrauchmaterial aufgefüllt werden.
Bevor die Kompanie am Samstag Morgen ins Wochenende durfte, folgte die Endbesprechung der Übung. Der Bataillonskommandant zeigte sich erfreut über das Resultat und lobte die Soldaten vor allem für ihren Einsatz. Selbstverständlich lief nicht ganz alles rund. Probleme wurden diskutiert, damit sie in Zukunft umgangen werden können.
Quelle: Schweizer Armee
11.8.2018