Die Flugunfallpiketts der Schweizer Militärflugplätze trainieren seit zwölf Jahren auf einer Spezialanlage in Holland. In Payerne ist ein ähnliches Trainingszentrum geplant, um unter realitätsnahen und kontrollierten Bedingungen den Einsatz im Brandfall zu üben. Noch steht die Anlage in Payerne nicht, und die Feuerwehrleute müssen für die Ausbildung in die Niederlande.
Sie dürften niemals mit dem Wasserstrahl aufeinander zielen, mahnt der Instruktor, nachdem ein Trupp Feuerwehrleute einen simulierten Brand neben einer Flugzeug-Maquette gelöscht hat. Nass verliere ihre Spezialkleidung schnell die Schutzwirkung, betont Ruben Romero, Kommandant des Flugunfallpiketts in Payerne. Die zehn Männer nicken zum Zeichen des Verständnisses. Sie arbeiten im Unterhalt auf einem der Flugplätze der Luftwaffe. Und sie sind in einer Zweitfunktion Mitglieder von Flugunfallpiketts. Wenn es brennt, müssen sie innert maximal drei Minuten vor Ort sein und den Brand bekämpfen können.
Üben unter realitätsnahen Bedingungen ist wichtig. Das Training am Feuer ist in der Schweiz jedoch noch nicht möglich. Die bestehenden Übungsanlagen sind veraltet. Der niederländische Luftwaffen-Stützpunkt Woensdrecht ist darum aktuell die einzige Möglichkeit. Deshalb übt das Personal der Berufsorganisation einmal im Jahr dort auf einer Spezialanlage die Brandbekämpfung. Für eine weitere Woche werden 32 Mitglieder aus der Flieger Rekrutenschule 81 erwartet. «Wenn wir umweltgerecht und effizient ausbilden möchten, fehlen uns in der Schweiz die nötigen Anlagen», sagt Oberstleutnant Hans Schmid, Kommandant der Flugplatz-Unfallpiketts. In Woensdrecht können die Feuerwehrleute unter realitätsnahen, aber mit Hitech-Geräten simulierten und kontrollierten Bedingungen üben. «Es ist zudem wichtig, dass wir hier mit unserem Material, unserem Gerät, unseren Fahrzeugen trainieren können.» Deshalb fährt jedes Mal ein Konvoi mit schweren Feuerwehrautos und Transportern in die Niederlande. «Noch lohnt sich der Aufwand aber», ist Schmid überzeugt. Doch der ohnehin grosse Aufwand nimmt weiter zu, vor allem die Bürokratie.
Training im Ausland ist bald Geschichte
2006 begannen die Trainings in Woensdrecht. Total 500 Feuerwehrleute der Flugunfallpiketts reisen seither nacheinander dort hin. Allerdings können laut Schmid bis zu sieben Jahre vergehen, bis man wieder für eine Trainingswoche an die Reihe kommt. Mit der Ausweitung des Luftpolizeidienstes auf einen 24-Stunden-Betrieb steigt zudem der Bedarf an zusätzlichen Brandbekämpfern. Schon nur in Payerne verdoppelt sich die Zahl der benötigten Brandbekämpfer, so Kleist. Ausserdem sinken die Interventionszeiten und machen eine angemessene einsatzbezogene Ausbildung erst recht nötig. Eine scharfe Lenkwaffe muss im Brandfall innerhalb von 90 Sekunden gekühlt werden, sonst könne es eng werden, weiss Schmid. Mit der neuen Anlage in Payerne können alle Angehörigen der Flugunfallpiketts – Berufspersonal und Truppe – mindestens einmal pro Jahr die Möglichkeit eines Trainings am Feuer erhalten, so Markus Kleist, Projektmanager Flugplatzsysteme. Zudem können dann auch WK-Formationen das Training absolvieren, was die Militärgesetzgebung aktuell so nicht zulässt.
Langfristig will die Luftwaffe auf die Trainings in den Niederlanden verzichten. Auf dem Flugplatz Payerne entsteht für 28 Millionen Franken das Ausbildungszentrum Phénix. Die Luftwaffe holt so die Ausbildungskompetenz in die Schweiz und schafft die heute fehlenden Trainingskapazitäten. Sie vermeidet zudem aufwändige Reisen ins Ausland. Seit 2006 arbeite man am Projekt, sagt Kleist. «Der Vorteil an Phénix ist, dass wir in Payerne die ganzen Kompetenzen für die Luftfahrzeug-Brandbekämpfung an einem Ort konzentrieren können.»
Die Verantwortlichen rechnen für Anfang 2019 mit der Erteilung der Baubewilligung. Anschliessend sollen umgehend die Bauarbeiten beginnen.
Quelle: Schweizer Armee
24.9.2018