Philippe Rebord – Korpskommandant und Chef der Schweizer Armee

Geschossrückstände und Blindgänger entsorgen

Oberleutnant Manuel Lys

Im Zweifelsfall sind wir lieber einmal zu vorsichtig.

Oberleutnant Manuel Lys

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In unwegsamem Gelände: Die Soldaten marschieren zum Suchgebiet. Bild ZVG Schweizer Armee

Die Armee räumt regelmässig die Umgebung von grossen Schiessplätzen auf. Geschossrückstände, Blindgänger, aber auch ziviler Abfall wird eingesammelt oder vor Ort vernichtet. Die Verantwortlichen des Schiessplatzes Hinterrhein (GR) organisieren alle zwei Jahre eine grosse Geschossräumung. Ende August waren Soldaten des Betriebsdetachements aus dem Ausbildungszentrum der Armee sowie Spezialisten für Blindgängervernichtung im Gebiet rund um den Zapportgletscher unterwegs und sammelten insgesamt zehn Tonnen Material.

«Die Wetterprognose ist etwas unsicher,» gibt Adjutant Unteroffizier Michael Johanni am zweiten Räumungstag zu bedenken. Johanni koordiniert die diesjährige Geschossräumung rund um den Schiessplatz Hinterrhein (GR). Das zu säubernde Gebiet befindet sich auf 2200 bis 2600 m ü. M., in den Bergen ist eine genauere Vorhersage schwierig. Aber der 41-jährige Berufsunteroffizier aus der Region Thusis kennt die Gegend und seine Aufgabe.

Es ist acht Uhr morgens, Adj Uof Johanni versammelt seine Leute: 33 WK-Soldaten aus dem Betriebsdetachement des Ausbildungszentrums der Armee (AZA) in Walenstadt. Jeder Soldat hat einen Rucksack mit Verpflegung und eine grosse Flasche Wasser dabei sowie einen zweiten, leeren Rucksack, mit dem er die Geschossrückstände einsammeln wird. Johanni erklärt kurz den Tagesablauf und bestimmt, welche Gruppe als erste in ihr Suchgebiet geflogen werden wird.

Als letzte wird an diesem Morgen die Gruppe von Oberleutnant Manuel Lys von einem Super Puma abgeholt. Ihr Suchgebiet befindet sich unterhalb des Zapportgletschers, Flugzeit knappe fünf Minuten. Sie seien gut vorbereitet, sagt Lys. «Am Tag vor unserem Einsatz haben wir gelernt, was wir hier finden werden und wie wir uns zu verhalten haben,» erklärt der Bündner. «Im Zweifelsfall sind wir lieber einmal zu vorsichtig und markieren die Stelle, wo wir etwas gefunden haben.» Oblt Lys ist ausgerüstet mit einem GPS-Gerät. An den Fundstellen bestimmt er mit dem GPS die Koordinaten, welche er sodann in ein Heft einträgt. Getrennt nach Fundorten von vermuteten Blindgängern und den Sammelstellen für gefundene Munitionsrückstände.

Im Suchgebiet angekommen verteilen sich Lys' Männer horizontal über den steilen Abhang und beginnen von oben nach unten mit der Säuberungsaktion. Die ersten Fundstücke sind schnell entdeckt: Vereinzelte Stahlsplitter, kleine Fallschirme von verschossener Beleuchtungsmunition, Leitwerke und Wirkteile von Stahlmunition. Die Arbeit im Gelände ist mühsam, die vollen Rucksäcke wiegen schnell einmal an die 30 Kilo und müssen an provisorischen Sammelpunkten geleert werden. Die Stahlgranate eines Kampfpanzers ist im Originalzustand um die 45 Kilo schwer, die davon übriggebliebenen Stahlkörper noch immer an die 25 Kilo. Oblt Lys ist umsichtig und gewissenhaft. Steckt ein Geschoss zur Hälfte in der Erde, kratzt er diese vorsichtig um das Einschussloch weg. So kann er feststellen, ob der Zünder eventuell noch vorhanden ist und das Fundstück als Blindgänger gekennzeichnet werden muss.

Um die Mittagszeit legen die Männer eine wohlverdiente Pause ein. Die Stimmung ist entspannt, die Motivation hoch. Soldat Patrik Mattle, 32 Jahre alt der Bausappeur-Kompanie 23/4, findet es gut, im WK einen Beitrag für Land und Leute leisten zu können. «Und das Wetter ist ideal dieser Tage,» fügt er mit einem Lächeln an. Sie hätten Spass, sind sich alle einig, dies sei ihr bislang bester und auch letzter WK. «Schade nur, dass wir diesmal nicht schiessen dürfen,» fügt ein Jura-Student aus dem Kanton Basel hinzu und bringt alle zum Lachen.

Ende der Woche wird ein Hubschrauber Container hochfliegen und neben den Sammelstellen absetzen. Sobald die Container mit über zehn Tonnen Material gefüllt sind, wird sie ein Super Puma auf den Schiessplatz Hinterrhein bringen, wo die Munitionsreste sortiert und zurückgeschoben werden wird. Die gefundenen (vermeintlichen) Blindgänger, bis Ende der Woche werden es 45 Stück sein, werden am Fundort von Spezialisten für Blindgängervernichtung kontrolliert zur Explosion gebracht werden.

Am Abend zurück auf dem Schiessplatz sind alle zufrieden, die Arbeit lief gut, das angekündigte Gewitter blieb aus. Adj Uof Michael Johanni scheint froh, dass sie sogar schneller vorankommen als ursprünglich geplant. So kann das Räumungsgebiet ausgedehnt werden. «Die Armee räumt ihren Abfall auf, das ist normal,» so Johanni. «Da wir uns hier in einem Wandergebiet befinden, säubern wir die Gegend auch von zivilem Abfall. So können wir der Bevölkerung wieder etwas zurückgeben.»

Quelle: Schweizer Armee

12.9.2018

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