Roger Kocher, Leiter Jungpontonierlager
Es ist kein Wohlfühlprogramm im Luxushotel.
Roger Kocher, Leiter Jungpontonierlager
Während viele Gleichaltrige in den Sommerferien das «dolce far niente» geniessen, treffen sich zahlreiche Kinder und Jugendliche am Ufer des Thunersees zum alljährlichen Jungpontonierlager. Organisiert durch den Schweizerischen Pontonier-Sportverband, liefert die Schweizer Armee die notwendige Unterstützung zur erfolgreichen Durchführung des Lagers. Jugendliche können die notwendigen Kenntnisse erwerben, die für das Lenken eines Motorboots benötigt werden. Für die älteren Teilnehmer besteht die Möglichkeit, die für das Militär benötigte Schiffsführerprüfung zu absolvieren. Die bestandene Prüfung ist die Voraussetzung für all jene, die die Pontonier-Rekrutenschule besuchen möchten.
In einem kleinen Waldstück in Einigen, welches an den Thunersee grenzt, sind aus Holz, Stroh und Militärblachen temporäre Konstruktionen entstanden, die als Unterkunft dienen. An zwei Bäumen ist ein langes Banner befestigt, auf dem die Fahnen aller Kantone abgebildet sind. Es schmückt das hölzerne Eingangstor: Willkommen im Jungpontonierlager! Wie jedes Jahr beziehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hier für zehn Tage ihr Quartier und stellen ein veritables Dorf auf. «Die gesamte Ausrüstung wird von der Armee zur Verfügung gestellt: Das Holz, die Blachen, die Boote, einfach alles», sagt der Lagerleiter Roger Kocher. Die jungen Mädchen und Knaben werden ihrem Alter entsprechend in fünf Gruppen aufgeteilt und folgen in ihren Einteilungen dem jeweiligen Programm.
Ein Lager wie kein anderes
Nach erfolgtem Aufbau des Lagers und dem traditionellen Besuchstag für Eltern und Angehörige, beginnt für die Jungpontoniere die Ausbildung. «Es ist kein Wohlfühlprogramm im Luxushotel, alle stehen morgens um 6 Uhr auf», sagt Kocher. Und tatsächlich: Nach dem Frühstück verteilen sich die einzelnen Gruppen zielgerichtet auf ihre Ausbildungsplätze und es kehrt Ruhe in das Camp ein. Während die Jüngeren am Thunersee schwimmen gehen, üben die Älteren, ein Motorboot auf dem See zu lenken. Unter dem wachsamen Auge der Gruppenleiter führen sie verschiedene Manöver durch. Das Programm ist umfangreich und die jungen Leute sind konzentriert bei der Sache. Ihnen ist bewusst, dass nur noch wenige Tage zum Üben bleiben, bevor sie am Ende des Lagers vor den Armeeausbildern die Prüfung abzulegen haben, um die militärische Lizenz zu erhalten. «Es liegt im Interesse der Armee, dass diese jungen Leute als Pontoniere oder bei den Genieverbänden ihre Rekrutenschule machen können und dies auch tun. Viele der Teilnehmer kommen mit diesem Wunsch hierhin und werden danach auch entsprechend rekrutiert», sagt Kocher.
Motivierte Freiwillige
Die Organisation und Durchführung eines solchen Lagers wäre ohne den uneigennützigen und grossen Einsatz der Gruppenleiter und Helfer undenkbar. Die Betreuung der 140 Jugendlichen benötigt nicht weniger als 60 Personen. Sie alle sind ehemalige Jungpontoniere und viele haben ihren Militärdienst in entsprechenden Formationen geleistet. Für das Lager ziehen sie freiwillig Ferientage ein: «Es ist wie eine Droge – wenn man mal damit anfängt, kommt man immer wieder zurück», lacht Alina Keller, die ihr drittes Lager als Gruppenleiterin macht. Ähnlich tönt es bei Roger Kocher: «Ich habe schon 19 Lager auf dem Buckel. Schon als kleiner Junge nahm ich hier teil, es liegt mir im Blut», erklärt er und weist gleichzeitig auf die wachsenden Schwierigkeiten der Rekrutierung neuer Freiwilliger hin.
Trotz des anstrengenden Programms ist die Stimmung ausgezeichnet, wie das Lachen auf den Gesichtern der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigt. Junge Leute sammeln unvergessliche Erfahrungen und knüpfen Kontakte zu Gleichgesinnten aus der ganzen Schweiz. «Es ist eine Art Stärkung unseres Milizsystems», bringt es Kocher treffend und nicht ohne Stolz auf den Punkt.
Weiterführende Links
Quelle: Schweizer Armee
28.7.2018
Die Jungpontoniere
Der Schweizerische Pontonier-Sportverband vereint 41 über das Land verteilte Pontoniervereine. Jährlich organisiert er ein Jungpontonierlager, welches Mädchen und Jungen im Alter von 10 bis 20 Jahren zusammenbringt. Sie erlernen das Schwimmen, die Knotenkunst, Grundlagen der Rettung und der Navigation. Die Schweizer Armee und insbesondere der Lehrverband Genie, Rettung, ABC unterstützt diese Camps mit Material und durch die Zurverfügungstellung von Ausbildnern, die die Prüfung abnehmen.