Philippe Rebord – Korpskommandant und Chef der Schweizer Armee

Korpskommandant Alco C. Schellenberg am WEF

Korpskommandant Alco C. Schellenberg

Bleiben Sie, wie Sie sind.

Korpskommandant Alco C. Schellenberg, Chef Kommando Operationen

Korpskommandant Alco C. Schellenberg, Chef Kommando Operationen, besucht die am WEF eingesetzten Verbände und erhält einen Einblick in die Arbeit der Redaktion des Cuminaivels.

Cuminaivel: Sie haben in der Gebirgsdivision 12 (später Gebirgsinfanteriebrigade 12), welche im Kanton Graubünden stationiert war, vom Rang eines Hauptmanns bis zum Brigadier gedient. Sie waren also sehr oft im Raum Graubünden im Dienst. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Korpskommandant Aldo C. Schellenberg: Ich habe mich in allen Funktionen, die ich bekleiden durfte, immer als Troupier gesehen und fühle mich wohl bei der Truppe. Ich treffe dort auf verantwortungsbewusste Bürgerinnen und Bürger aus allen sozialen Schichten und mit unterschiedlichsten Wurzeln: Ein Querschnitt durch unsere Bevölkerung. Das ist nicht nur ausserordentlich bereichernd, sondern bietet mir auch die Möglichkeit, authentisches, ungeschminktes Feedback zu erhalten. Je höher man in der Karriereleiter steigt, desto weiter entfernt man sich leider von den Soldaten. Umso wichtiger sind solche Truppenbesuche wie in diesen Tagen.

C: Sie waren 2004 zum ersten Mal Stabschef des Einsatzverbandes Boden für den Sicherungseinsatz am WEF. Wie hat sich die Truppe verändert in dieser Zeit?

KKdt: Ich war zudem von 2013 bis 2017 als Kommandant der Schweizer Luftwaffe für den Einsatzverband Luft am WEF zuständig. Somit habe ich quasi alle Funktionen und Truppengattungen eins zu eins im Einsatz gesehen und geführt. Die Truppe hat sich eigentlich gar nicht verändert. Unsere Milizsoldaten und -soldatinnen aller Stufen überzeugen im Einsatz mit Unterstützung der Berufsorganisation durch Ernsthaftigkeit, Gründlichkeit, Gelassenheit und Professionalität. Ich spüre bei jedem Besuch eine unaufgeregte Selbstverständlichkeit und ein ausgeprägtes Verantwortungsgefühl für den Erfolg der Mission. Dies bestärkt mein unerschütterliches Vertrauen in unser Milizsystem. Wir sind vielleicht nicht Weltmeister im Defilieren oder in den soldatischen Formen, wenn es aber darauf ankommt überzeugen wir durch hohe Professionalität und absolute Verlässlichkeit.

C: Sie waren bis zum Rang des Brigadiers ein Milizoffizier. Wie konnten Sie Zivil- und Militärkarriere unter einen Hut bringen?

KKdt: Ich hatte einen hervorragenden Arbeitgeber. Dieser hat mir nie Hindernisse in den Weg gestellt und ich habe mir immer die Freiheiten genommen, die er mir gegeben hat. Dieser Arbeitgeber war ich selbst: Ich war rund 20 Jahre lang selbständiger Unternehmer (lacht). Im Ernst: Ich bin der festen Überzeugung, dass jede/jeder nach ihren/seinen Möglichkeiten einen persönlichen Beitrag an die Ziele der Gesellschaft leisten sollte. Wer Militärdienst leistet, übernimmt persönliche Verantwortung als Staatsbürger und trägt damit wesentlich dazu bei, Sicherheit und Freiheit unseres Landes zu schützen. Im Extremfall auch unter Einsatz des eigenen Lebens. Aber Sicherheit und Freiheit sind fundamentale Voraussetzungen für die gefahrlose Ausübung unserer demokratischen Rechte und die Sicherung unseres Wohlstandes. Konflikte zwischen staatsbürgerlicher Pflicht und Zivilleben sind deshalb in Kauf zu nehmen und auszuhalten.

C: Sie sind Chef des Kommando Operationen, Stellvertreter des Chefs der Armee und wohnen in Zürich. Wie sieht Ihr militärischer Alltag aus?

KKdt: Aus verschiedenen Gründen kommt ein tägliches Pendeln zwischen Zürich und Bern nicht in Frage. Deshalb wohne ich unter der Woche im Wesentlichen in Bern. Meine Aufgaben sind sehr vielfältig. So arbeite ich als Mitglied der Armeeführung an grundlegenden militärstrategischen Entscheidungen mit und verantworte gleichzeitig die Bereitschaft, die Mobilmachung sowie die Einsätze der Armee im In- und Ausland. Zu meinen Aufgaben gehört aber auch die Mitarbeit an wichtigen Armeeprojekten und die Koordination der Rüstungsbedürfnisse beispielsweise der Bodentruppen und der Luftwaffe. Aber letztlich werde ich natürlich auch mit ganz alltäglichen Führungsaufgaben konfrontiert. Das alles macht meinen Alltag sehr spannend und abwechslungsreich. Das alles könnte ich jedoch nie alleine bewältigen. Ich werde von einer Vielzahl hervorragender Mitarbeitenden unterstützt und entlastet.

C: Wenn man Informationen über Sie im Internet sucht, findet man Ihren detaillierten Lebenslauf. Was Sie ausserhalb der Armee machen, wird kaum erwähnt. Was haben Sie für Hobbies?

KKdt: Ich gehe so oft wie möglich ins Piemont, was ich aufgrund der Arbeitsbelastung jedoch nur noch während zwei bis drei verlängerten Wochenenden pro Jahr schaffe. Ich geniesse vor allem das Essen dort. In der Zwischenzeit habe ich ein paar Weingutsbesitzer kennengelernt, die ich dann jeweils besuche. Ausserdem kann ich mich im Piemont mit meiner Familie entspannen. Meine zwei jüngsten Kinder stellen aber immer höhere Ansprüche und ich weiss nicht, wie lange ich mich als Familienoberhaupt noch durchsetzen kann (lacht).

C: Herr Korpskommandant, lesen Sie Cuminaivel?

KKdt: Natürlich! Online fast täglich. Cuminaivel hat eine ganz wichtige Funktion. Viele AdA haben während des WEFs unattraktive Aufträge. Draussen frieren sie. Die meisten Aufträge sind zudem langweilig, aber eben auch anspruchsvoll und für die Sicherheit der völkerrechtlich besonders geschützten Personen von eminenter Bedeutung. Das erfordert von jedem Einzelnen viel Selbstdisziplin und ein grosses Verantwortungsbewusstsein. Um ihre Aufträge erfüllen zu können, brauchen die Soldaten aber Informationen. Cuminaivel ist ein hervorragendes Mittel, um Informationen zu verbreiten, Geschichten zu erzählen und der Armee Gesichter zu geben. Und dies oft mit viel Humor. Das hilft vor allem für die Motivation.

C: Was wollen Sie den Soldaten im Dienst mitteilen?

KKdt: Herzlichen Dank für Ihr Engagement. Bleiben Sie, wie Sie sind: ruhig, verantwortungsbewusst und professionell! Ich wünsche Ihnen zudem einen unfallfreien, möglichst ereignislosen Dienst und hoffe, dass Sie alle gesund wieder nach Hause kommen.

C: Haben Sie Empfehlungen für die Soldaten, die hier im Einsatz sind?

KKdt: (Ohne zu zögern) Klar! Sie müssen unbedingt Cuminaivel lesen!

Cuminaivel hätte keine bessere Antwort gehabt und wünscht allen noch eine schöne Restdienstzeit.

Quelle: Schweizer Armee

26.1.2018

Cuminaivel

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Marcia «Grigioni»

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