
Wir konfrontieren die Teilnehmenden von Beginn an mit den Aufgaben, die sie bewältigen müssen.
Oberstleutnant Michel Emmert, Fachlehrer
Fachlehrer Oberstlt Michel Emmert im Austausch mit einem Teilnehmer. Bild ZVG Schweizer Armee
Krisen und Katastrophen erfordern eine rasche Reaktion, damit diese schnellstmöglich bewältigt werden kann. Dies gilt auch für die Kommunikation, um Transparenz zu schaffen und die Beteiligten und Bürger zu informieren. Fünfzehn zivile und militärische Teilnehmende aus elf Nationen haben im Partnership for Peace Kommunikationskurs geübt verschiedene Krisenszenarien kommunikativ zu bewältigen. Dieser wird jährlich vom Kommando für Managements-, Informations- und Kommunikationsausbildung (MIKA) organisiert und durchgeführt. Insbesondere der starke Fokus auf die Praxis kam gut an.
Eine kurze Einführung, danach der Sprung ins kalte Wasser. Der Krisenkommunikationskurs, durchgeführt vom Kommando Management-, Informations- und Kommunikationsausbildung (MIKA) der Zentralschule, ist anders aufgebaut, als die Teilnehmenden es sich gewohnt sind. «Die Ausbilder fordern uns von Anfang an sehr und es ist anstrengend, ihren Erwartungen nachzukommen», findet Second Lieutenant Aleksandra Morzycka, Presseoffizier aus Polen. Fachlehrer Oberstleutnant Michel Emmert, Organisator der Kurse, sieht in der praktischen Übung einen grossen Vorteil: «Wir konfrontieren die Teilnehmenden von Beginn an mit den Aufgaben, die sie bewältigen müssen. Dadurch ist der Lerneffekt grösser, als wenn man ihnen alles mittels Powerpointpräsentationen zu vermitteln versucht».
Fördern und fordern
Die Teilnehmenden stehen im Laufe der Woche immer wieder vor neuen Herausforderungen: ein Helikopter-Unfall, ein Attentat auf eine Ölleitung und ein Salmonellenskandal. Die Ausbilder achten darauf, dass die Teilnehmenden gefordert sind und unter Zeitdruck stehen, indem sie die Szenarien nacheinander passieren lassen. Bei einer möglichen kurzfristigen Überforderung wird ihnen Unterstützung angeboten, denn der Lerneffekt steht schliesslich im Zentrum.
Sich den kritischen Fragen stellen
Die Organisation einer Medienkonferenz steht ebenfalls auf dem Lehrplan der Woche. Die Gäste müssen die Medien über eine Explosion eines militärischen Fahrzeugs mit vier Insassen informieren. Warum ist dieses Auto explodiert? Wie steht es um den Gesundheitszustand der Insassen? Weshalb waren zwei zivile Frauen im Fahrzeug? Hatten die Armeeangehörigen mit diesen Frauen eine Affäre? Bei solchen kritischen Fragen ist es wichtig, dass die Teilnehmenden innert Kürze entscheiden, was kommuniziert werden kann und sich nicht zu Annahmen hinreissen zu lassen. Im Anschluss an solche Trainingssequenzen, geben Kommunikationsausbilder Rückmeldungen, um das Verbesserungspotenzial aufzuzeigen. Auch der aus der Slowakei stammende Colonel Štefan Acsai, Kommandant der NATO Forces Integration Unit, nahm am Training teil. Obwohl der Kurs auf Personen ausgerichtet ist, die hauptsächlich mit Medien arbeiten, zieht er Lehren für sich: «Es war eine wertvolle Erfahrung. Ich bin mit dem Ziel gekommen, meine persönlichen Fähigkeiten zu verbessern, aber ich habe durch das internationale Umfeld auch viel über Gruppendynamik gelernt». Seine Lektion lautet: Überlege zwei Mal, bevor du etwas tust.
Reputationsgewinn für die Schweizer Armee
«Diesen Kurs führen wir im Auftrag des Parlaments durch. Für die Schweizer Armee dient er als Visitenkarte gegenüber anderen Armeen», sagt Fachlehrer Emmert. Andererseits diene der Austausch mit anderen Nationen auch als Vergleichsmassstab. Die Schweiz erhalte so die Möglichkeit, die eigene Ausbildung kritisch zu betrachten. Die guten Rückmeldungen steigerten die Reputation der Schweizer Armee und beeinflusse die internationale Zusammenarbeit positiv. Acsai und Morzycka würden den Kurs auf jeden Fall ohne Zögern weiterempfehlen, bestätigen beide am Ende der Ausbildung.
Quelle: Schweizer Armee
12.11.2018