Trotz neuem Namen des Kommandos gilt unverändert: wir pflegen Traditionen! Diese Devise des Kommandos Training BODLUV 33 (Kdo Tng BODLUV 33) des Lehrverbandes Fliegerabwehr 33 (LVb Flab 33) bezog sich auf den Kommandanten-Tisch, welcher der Weitergabe von Informationen aus erster Hand und dem Hochhalten der Kameradschaftspflege dient. Am 11. Juni 2018 fand die diesjährige Ausgabe statt.
Im bisherige Kommando Flabverbund FDT und nunmehrigen Kdo Tng BODLUV 33 unter der Leitung von Oberst René Meier werden die Ausbildungsdienste der Formationen (ADF) der BODLUV geführt. Oberst Meier nutzte deshalb den ersten Teil der Veranstaltung zur Befehlsausgabe an die Truppenkörperkommandanten im Hinblick auf die Ausbildungsdienste 2019, bevor der Informationsblock auf dem Programm stand.
Weiterentwicklung BODLUV: Von der Flab zur BODLUV
Der Teilprojektleiter Weiterentwicklung BODLUV, Oberst i Gst Christoph Schmon, führte aus, dass das Projekt BODLUV2020, das bekanntlich von Bundesrat Parmelin gestoppt wurde, abgeschlossen worden sei. Gleichzeitig sei aber das neue Projekt Weiterentwicklung BODLUV gestartet worden, um die bodengestützte Luftverteidigung der Zukunft auf den Weg zu bringen. Das Bedrohungspotential aus der Luft sei heute extrem vielfältig, die Aufteilung in symmetrische und asymmetrische Bedrohung überholt, beides finde gleichzeitig statt. Doch während mit Luftverteidigungskonzeption der Armee 61, mit der grosse Anstrengungen zur Modernisierung der Luftverteidigung unternommen worden waren (mit den bekannten Mitteln Mirage, Tiger, M Flab, Rapier), immerhin eine partielle Integration vorhanden war, sei die Luftverteidigung heute völlig separiert. „Es gibt zwar den Sensorverbund, aber keine wirkliche Integration der boden- und luftgestützten Mittel“, so die Erkenntnis von Oberst i Gst Schmon.
Die Luftverteidigung der Zukunft müsse einerseits Angriffsmittel, sprich Kampfflugzeuge, beinhalten. Anderseits aber auch BODLUV-Mittel kurzer Reichweite für die lokale Luftraumverteidigung und die Punktverteidigung sowie solche grosser Reichweite zur Verteidigung. Dazu eigene Sensorik- und Kommunikationsmittel und Führungseinrichtungen sowie Logistikmittel. Die Mittel müssten vollständig integriert sein, aber mit der Fähigkeit zur Degradierung. „Die zukünftige BODLUV muss sowohl Plattformen wie Waffen bekämpfen können“, so Oberst i Gst Schmon. Deshalb müsse sie über Fähigkeiten im mittleren und oberen Luftraum vor allem gegen Waffen, aber auch im unteren Luftraum vor allem gegen Plattformen verfügen, und schliesslich auch über Fähigkeiten zur Punktverteidigung.
Zur konkreten Umsetzung der neuen BODLUV führte Oberst i Gst Schmon aus, dass der Bundesrat am 23. März 2018 bekannt geben habe, dass eine Shortlist mit drei Systemen bestehe. Gemäss Zeitplan der armasuisse solle der Typenentscheid im Herbst 2020 zusammen mit dem Entscheid zum neuen Kampfflugzeug fallen. 2022 wäre das Geschäft dann im Parlament, 2025 könnte mit der Einführung begonnen werden.
Abschliessend erklärte Oberst i Gst Schmon, dass die Absicht bestehe, zuerst die Fähigkeitslücke zu schliessen, d.h. ein System grösserer Reichweite zu beschaffen. Die lokale Luftraumverteidigung und die Punktverteidigung seien immerhin vorhanden, wenn auch mit gewissen Fähigkeitsmankos, wobei es wohl nicht zu vermeiden sei, dass sogar Fähigkeitslücken entstehen werden.
His master’s voice
Beim obligaten Traktandum war die Reihe am Kommandanten des LVb Flab 33, Br Hugo Roux. Er konstatierte, dass in seinem Verband die Menschen willig seien und einen guten Job machten, aber das Material am Lebensende sei, stamme es doch aus der Zeit des Kalten Krieges. Deshalb das neue Motto des Lehrverbandes: Den Worten Taten folgen lassen. „Das geht nicht, ohne Geld in die Hand zu nehmen“. Die Geschichte zeige, dass man in Krisen von Morgen mit der Ausrüstung von heute gehe. Bei Ausbruch der Krise sei aber kein zusätzliches Material mehr erhältlich. Dies sei umso bedenklicher, als dass das Zeitalter der Sorglosigkeit vorbei sei. „Die Machtpolitik ist zurückgekehrt, das Militär wird wieder zur Durchsetzung von staatlichen Interessen eingesetzt“, konstatierte Br Roux. Die Antwort auf die neue Bedrohungssituation könne nur sein: bereit sein. Aber die Schweiz sei mit ihren Verteidigungsausgaben lediglich auf Rang 131, knapp vor Österreich, mit 0,71 % des BIP. Das Fazit aus der Diskussion: Die BODLUV sei eine exklusive Aufgabe der Armee, dort solle Geld investiert werden.
Bei den Prozessen liege das Schwergewicht darauf, dass die Miliz wieder befähigt werde und führe. Ziel sei es, dass sich die Berufsmilitärs immer mehr zurückzögen, sodass die Verantwortung, aber auch die Gestaltungsmöglichkeiten wieder bei der Miliz lägen.
Weiter führte Br Roux aus, dass der LVb seit anfangs Jahr mit acht Abteilungen funktioniere. „Erfreulicherweise ist der Status quo des LVb inzwischen akzeptiert, er bleibt langfristig als direktunterstellter Verband des Kdt Luftwaffe erhalten – nachdem der LVb vor einem Jahr vor der Auflösung stand.“ Damit sei die Umsetzung der BODLUV-Aufgaben aus einer Hand akzeptiert, gleichzeitig sei dies aber auch Verpflichtung. Die Führung der BODLUV-Einsätze in der besonderen und ausserordentlichen Lage sei aber noch nicht geklärt.
Nach Ausführungen von Chefadj Richard Blanc zur Vision für das Unteroffizierskorps zitierte Br Roux zum Schluss aus einer Rezension des Buches «Internat» des ukrainischen Schriftstellers Serhij Zhadan, das vom Krieg im Donbass handelt. «Der Krieg ist ein Geschehen sui generis – er ist das Tier, das in den Verliessen unseres Daseins schlummert und erwacht, wo Hass und Hetze triumphieren». Hass und Hetze seien in Europa wieder en vogue – wahrlich keine beruhigenden Aussichten.
Quelle: Schweizer Armee / Oberstlt Urs Achermann, C Komm LVb Flab 33
11.7.2018