Wachtmeister Fabio Derungs
Gestern haben wir nicht weniger als sechs Autos repariert.
Wachtmeister Fabio Derungs
Ob Piranha-Panzer, «Duro» oder einfache Personenwagen: Die Schweizer Armee verfügt über einen grossen und vielfältigen Fuhrpark. Wie zivile Fahrzeuge müssen auch militärische gewartet, gegebenenfalls repariert und einer regelmässigen Inspektion unterzogen werden.
Die Verantwortung für diese Aufgaben, die für die Einsatzbereitschaft der Armee unerlässlich sind, obliegt den fünf Armeelogistikcentern. Sie müssen jederzeit für sichere Fahrzeuge besorgt sein. Die Werkstätten auf dem Armeegelände in Grolley FR geben einen Einblick.
Der Prozess ist allen Autobesitzern bekannt: In regelmässigen Abständen müssen sie ihr Fahrzeug beim kantonalen Strassenverkehrsamt für die Motorfahrzeugkontrolle «vorführen». Die gleiche Auflage gilt auch für militärische Fahrzeuge. In den Armeelogistikcentern (ALC) werden sämtliche Militärfahrzeuge periodisch überprüft: Schwerfahrzeuge über 3,5 Tonnen jährlich, Leichtfahrzeuge alle zwei Jahre.
Kettenfahrzeuge hingegen unterliegen einem anderen Prozess. Zusätzlich zu den periodischen Überprüfungen werden bei jeder Materialrück-nahme nach dem Dienst (WEMA) alle Fahrzeuge technisch geprüft, bevor sie wieder an die Truppe abgegeben werden. «Unsere wichtigste Mission ist es, jederzeit 100 Prozent sichere Fahrzeuge zu garantieren», erklärt Christian Clément, Leiter der Reifenfahrzeugabteilung des ALC Grolley.
Millimeterarbeit
Während der WEMA bringt die Truppe mehrere Hundert Fahrzeuge innerhalb weniger Stun-den zurück. Angesichts einer solchen Menge sind Gründlichkeit und methodisches Vorgehen die Schlüsselwörter. Bei jedem Fahrzeug führen die Mechatroniker im Logistikcenter unmittelbar nach der Übernahme von der Truppe eine erste Sichtprüfung durch.
Es folgt eine kurze Probefahrt und Tests der Bremsen, um die wichtigsten Sicherheitselemente zu kontrollieren. Werden keine Mängel festgestellt, kann das betreffende Fahrzeug direkt für einen erneuten Einsatz bereitgestellt werden. Gibt es Probleme, kommt das Fahrzeug in die Werkstatt, um dort repariert zu werden.
Mehrere Tausend technische Inspektionen pro Jahr
Etwa 4500 Reifenfahrzeuge gehören zum ALC Grolley. In den Werkstätten der Leichtfahr-zeuge arbeiten Mechatroniker an «Duro», Anhängern und Mercedes-G-Klasse auf Autoliften. Einen Katzensprung entfernt befindet sich die Schwerlastwagenwerkstatt.
Hier werden IVECO-, Steyr- oder Saurer-LKW ebenso repariert wie Spezialfahrzeuge, beispielsweise Schneepflüge oder Outdoor-Wartungsfahrzeuge. Einzig die gepanzerten Radfahrzeuge wer-den nicht hier, sondern am Aussenstandort Romont FR repariert.
Allein im Jahr 2018 wurden 4900 Fahrzeugwartungen durchgeführt. Dabei kann sich das ALC auf qualifiziertes Personal verlassen. 56 Mitarbeitende und 29 Auszubildende stellen die War-tung jeglicher Art von Reifenfahrzeugen sicher. Alle Mitarbeitenden sind ausgebildete Kraft-fahrzeug-Mechatroniker. Darüber hinaus haben die Automobilexperten der Kontrollstelle eine Spezialausbildung zum Verkehrsexperten bei der ASA (Vereinigung der Strassenverkehrsäm-ter der Schweiz) absolviert. Dieser Kurs ist identisch mit der Ausbildung der zivilen Experten der Motorfahrzeugkontrolle.
Trotzdem ein Spezialfall
Obwohl sie scheinbar Ähnlichkeiten mit der Instandhaltung ziviler Fahrzeuge hat, ist die Instandhaltung von Militärfahrzeugen dennoch etwas Besonderes. Zwei wesentliche Unter-schiede erfordern eine umfassendere Überprüfung: einerseits das ständige Kommen und Gehen der Fahrzeuge, andererseits der ständige Wechsel der Fahrer. Beides erschwert die Fehlererkennung.
Darüber hinaus haben Militärfahrzeuge eine ungleich längere Lebensdauer. Denn es werden an ihnen Reparaturen durchgeführt, die im zivilen Gebrauch nicht mehr vorgenommen wer-den würden», erklärt Christian Clément und zeigt auf einen 30-jährigen Saurer-LKW. Von Anfang an ist eine regelmässige und gründliche Wartung unerlässlich dafür, sicherzustellen, dass die Fahrzeuge eine gewisse Langlebigkeit erreichen.
Ziel ist es, im Falle einer Mobilmachung eine Mindestverfügbarkeit von 85 Prozent der Fahrzeugflotte zu gewährleisten. «Das ganze Jahr über einen robusten und qualitativ hochwertigen Service zu bieten, das ist unsere Herausforderung», so Christian Clément abschliessend.
Quelle: Schweizer Armee / Anthony Favre
20.4.2019