Philippe Rebord – Korpskommandant und Chef der Schweizer Armee

Geisterdorf unter Beschuss – Infanteriebataillon 56 übt in Nalé

Daniel Baumgartner, Korpskommandant

Wir sind gut aufgestellt und alle haben verstanden, dass wir nur gemeinsam Erfolg haben können.

Daniel Baumgartner, Korpskommandant

Geisterdorf Nalé

Geisterdorf Nalé

Bild ZVG Schweizer Armee

Rund vier Kilometer von der Kaserne Bure (JU) entfernt, befindet sich das Übungsdorf Nalé. Hier übt das Infanteriebataillon 56 während seines Wiederholungskurses den Häuser- und Ortskampf unter modernsten Bedingungen.

Bereits auf der Hinfahrt merkt man, dass man sich nicht in ein gewöhnliches Dorf begibt. Die Strasse ist für hiesige Verhältnisse in schlechtem Zustand, es fehlt die Signalisation, und andere Fahrzeuge sucht man vergebens. Als dann doch ein Wegweiser auftaucht, liest man «village d'exercise» und lenkt auf die Rue de Porrentruy ein. Im Übungsdorf Nalé soll das Infanteriebataillon 56 (Inf Bat 56) im Rahmen der Volltruppenübung «Cappio Ovest» die Gebäude nach Anhängern der Gegenseite durchsuchen.

Sensoren und Laserstahlen

32 Gebäude gehören zum von der RUAG entwickelten Gefechtsausbildungszentrum West (GAZ West). Ein Kreisel bildet das Zentrum, daneben das Restaurant «de la demi-lune» und ein hohes Holzgebäude. Der Rest besteht grösstenteils aus Einfamilienhäusern sowie zwei Verwaltungsgebäuden.

Die Infanteristen befestigen Sensoren des Systems LASSIM (Laser-Schusssimulator) an Helm, Armen, Brust und Beinen. Auch Fahrzeuge werden mit Sensoren ausgerüstet. Die verschiedenen Waffensysteme werden mit Aufsätzen versehen, wodurch nicht ein Projektil den Lauf verlässt, sondern ein Laserstrahl. Dazu gibt es Minenfelder und Handgranaten, die keine Sprengladung beinhalten, sondern nach deren "Zündung" ebenfalls Laserstrahlen aussenden. All diese technischen Gerätschaften erlauben neben einer genauen Auswertung das ungefährdete Üben.

So real wie möglich

Nimmt ein Maschinengewehrschütze ein Haus unter Beschuss, berechnet das System anhand der Fassadenbeschaffenheit und der ballistischen Werte der Waffe den zu erwartenden Schaden. Soldaten, die sich im beschossenen Gebäude befinden, können folglich als verwundet oder gar letal verletzt markiert werden. Ihren Gesundheitszustand entnehmen sie dabei einem digitalen Display, das sie auf sich tragen.

Der Schaden am Gebäude wird anhand von austretendem Rauch dargestellt, Lautsprecher simulieren die Gefechtsgeräusche und Blitzlichter den Beschuss. Ist ein Raum nicht mehr begehbar, blinkt ein oranges Licht an dessen Decke. Eingestürzte Treppen werden durch hydraulisch betriebene Schläuche signalisiert, die aufspringen und somit den Aufstieg blockieren. 8 Aussen- und 365 Innenkameras zeichnen jede einzelne Bewegung auf, jeder Funkspruch wird festgehalten.

Auswertung auf höchstem Niveau

Diese so angesammelte Datenmenge wird im Gebäude 15 des Waffenplatzes Bure ausgewertet. Ein Team bestehend aus RUAG-Mitarbeitenden, Vertretern der Übungsleitung der Territorialdivision 2 sowie Berufsmilitärs des Ausbildungszentrums der Armee verfolgen hinter Monitorwänden und auf drei Projektoren das Vorgehen der Infanteristen. Die Erkenntnisse werden in die Übungsbesprechung integriert und können mit Bild- und Tonmaterial veranschaulicht werden.

Das Inf Bat 56 hat die Übung erfolgreich abgeschlossen. Übungsleiter Divisionär Hans-Peter Walser kann dank der technischen Mittel des GAZ West dennoch Verbesserungspotenzial feststellen und die entsprechenden Situationen mit dem aufgezeichneten Videomaterial seiner unterstellten Truppe zeigen. Die Erkenntnisse fliessen ins Debriefing der diesjährigen Dienstleistung ein und die zu verbessernden Punkte können im Zuge der nächsten Häuser- und Ortskampfübung gezielt angegangen werden.

Quelle: Schweizer Armee

27.9.2019

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