Philippe Rebord – Korpskommandant und Chef der Schweizer Armee

Infanteriebataillon 56 erprobt ein neues Logistikkonzept

Dominik Kägi, Hauptmann

Wir haben eine starke Lernkurve hingelegt.

Dominik Kägi, Hauptmann

Infanteriebataillon 56

Infanteriebataillon 56

Ein Logistiktransport wird von einer Eskorte bewacht.

Bild ZVG Schweizer Armee

Verletzte im Einsatz schnell abtransportieren, den Nachschub und Rückschub sowie die Instandhaltung sicherstellen: Das ist das Ziel des Logistik-Konzepts des Infanteriebataillons 56. Dieses fordert gegenseitiges Verständnis unter den unterschiedlichen Spezialisten, was im Rahmen einer Volltruppenübung des Bataillons auf dem Waffenplatz Bure trainiert wurde.

Wird ein Soldat im Einsatz verletzt, zählt jede Sekunde, um sein Überleben zu sichern. In so einem Fall muss klar geregelt sein, wie der Verletzte durch die Sanitätstruppen geborgen und anschliessend in ein Spital transportiert werden kann. Um dafür gewappnet zu sein, hat das Infanteriebataillon 56 (Inf Bat 56) in seinem diesjährigen Wiederholungskurs (WK) auf dem Waffenplatz Bure einen auf den entsprechenden Reglementen basierenden Logistik-Loop konzipiert.

Ist das Inf Bat 56 ein Pionier in der Abwicklung der Einsatzlogistik? Adjutant Unteroffizier Thomas Uhlmann, der geistige Vater des Prinzips, winkt ab: Man habe in den vergangenen Jahren aber das Ausbildungsgewicht auf die taktischen Elemente und den Kampf gelegt. In Übungen sei jeweils nur am Rande exerziert worden, welche Konsequenzen der Abtransport von Verletzten oder auch Gefangenen konkret hat.

Im WK 2018 hat man im Inf Bat 56 seit längerer Zeit wieder versucht, die Logistik in den Fokus der Übung zu nehmen. Nachdem die Baustellen offensichtlich geworden waren, ging die Zelle des S4, des Logistikverantwortlichen im Bataillonsstab, auf den Bataillonskommandanten zu. Dieser hat entschieden, dieses Jahr darauf einen Ausbildungsschwerpunkt zu legen. Das ausgearbeitete Konzept sollte schliesslich in der Volltruppenübung «Cappio Ovest» auf Herz und Nieren geprüft werden.

Eskorte und Logistikpunkte

Das Prinzip, welches das Inf Bat 56 anwenden will, wird «Log Loop» genannt. Dieser regelt drei wichtige Bereiche: den Nachschub und Rückschub, die Instandhaltung sowie den Verletzten- und Gefangenentransport. Die Stabskompanie ist dabei für die Material- und Munitionslieferungen verantwortlich. Die angeforderten Materialien werden neu von der Bataillonsbasis an vorbestimmte Logistik-Punkte geliefert.

Diese befinden sich so nah wie möglich am Operationsstandort der Kompanien, aber gleichwohl genug weit weg, um Material und Munition sicher an die Besteller übergeben zu können. Das bedeutet, dass auch Logistiksoldaten taktisches Verständnis mitbringen müssen.

Die Lieferung holen von den Kompanien entsandte und eskortierte Transportfahrzeuge ab und liefern sie in ihren überbauten Einsatzraum, in dem sich gemäss Szenario feindlich gesinnte Rebellen in Häusern verschanzt haben. Die Rebellen müssen festgenommen werden. Weiter befinden sich Zivilisten in den Gebäuden. In einem ausgewählten Gebäude im Einsatzraum werden die Verwundeten untergebracht, bis sie von einem Sanitätsfahrzeug abgeholt werden, das in einem regelmässigen Turnus auf verschiedenen befohlenen Routen verkehrt. Wurde ein Fahrzeug im umkämpften Gebiet beschädigt, bewegen sich die Instandhaltungsleute ebenfalls eskortiert in den Einsatzraum, wo sie mit ihrem Werkzeug bis zum defekten Fahrzeug vorrücken.

Zwei grosse Herausforderungen

Es gebe zwei grosse Herausforderungen bei der Umsetzung des «Log Loops», sagt Hauptmann Dominik Kägi, Instandhaltungsoffizier ad interim des Inf Bat 56. «Es kommen Elemente aus insgesamt elf Reglementen von unterschiedlichen Bereichen der Armee zusammen. Die Herausforderung besteht darin, zwischen den Funktionen gegenseitiges Verständnis zu schaffen.» Es sei für die Truppe das erste Mal, dass funktionsübergreifend die Logistik trainiert werde, fügt Adj Uof Uhlmann an. «Das gibt erstmals echten ‹Kundenkontakt›», sagt er. «In den Rekrutenschulen spielen nämlich immer eigene Leute die Markeure und verraten bei einem Problem oft zu viel, weil sie selber über die Fachkenntnisse verfügen.»

Bei drei Kompanieeinsatzübungen während des WK konnte der Instandhaltungszug das Vorgehen trainieren. Die Abläufe konnten eingespielt werden. In der Volltruppenübung des Bataillons zum Schluss habe es dann ziemlich gut funktioniert, sagt Kägi. «Wir haben eine starke Lernkurve hingelegt.» Die Übungsleitung sei sehr zufrieden gewesen: Die Transporte konnten durchgeführt werden, die Gefechtsgrundsätze wurden auch von Logistikern eingehalten. Natürlich habe man auch Verbesserungspotenzial für nächstes Jahr aufgenommen. «Die ‹Golden Hour›, die vorgibt, dass ein Patient innert einer Stunde ambulant chirurgisch versorgt werden muss, konnte meistens eingehalten werden, aber wir müssen noch besser werden», so Kägi.

Quelle: Schweizer Armee

22.9.2019

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