Konzerte statt Kriege: Musikinstrument als persönliche Waffe

Christian Flückiger, technischer Mitarbeiter Musikinstrumente

Es passierte einmal, dass eine Trompete von einem Lastwagen zerquetscht wurde.

Christian Flückiger, technischer Mitarbeiter Musikinstrumente

Schweizer Militärmusik

Schweizer Militärmusik

Christian Flückiger, technischer Mitarbeiter Musikinstrumente und selber Perkussionist. Foto: Sina Guntern, ZEM und Militärmusik, VBS. Bild ZVG Schweizer Armee

Wie beim Kämpfen ist auch bei den Konzerten die Verwaltung und die Pflege des Materials der Schlüssel zum Erfolg. Nicht nur für gepanzerte Fahrzeuge, Sturmgewehre oder Laptops, sondern auch für Militärmusikinstrumente ist ein Spezialist erforderlich. Christian Flückiger begleitet den Lebenszyklus dieser besonderen und harmonischen «persönlichen Waffe», die dem Militärmusiker zugewiesen ist.

Die erste Voraussetzung dafür, Instrumenteninstandhalter zu werden, ist nicht eine technische. «Es braucht eine Leidenschaft für Musik und Instrumente. Wenn man sie selbst spielt – noch besser», sagt Christian Flückiger, Technischer Mitarbeiter Musikinstrumente, der in der Logistikbasis der Armee arbeitet und dem Kompetenzzentrum Militärmusik zugeteilt ist.

Christian Flückiger absolvierte eine Ausbildung zum Polymechaniker und ist seit acht Jahren im Armeelogistikcenter Thun tätig. Zuerst trug er noch einen Teil zur Instandhaltung von Schusswaffen bei, arbeitet jedoch seit über vier Jahren vollamtlich an den Werkzeugen der Schweizer Militärmusik.

Zu seinen Kunden gehören die 11 WK-Spiele, die 4 Armeeorchester (Symphonisches Blasorchester, Swiss Army Central Band, Swiss Army Brass Band und Swiss Army Big Band) sowie die beiden jährlichen Rekrutenschulen der Militärmusik.

6000 gelagerte Artikel

Der Bestand an militärischen Musikinstrumente ist der grösste der Schweiz: Er umfasst rund 6000 Artikel im Gesamtwert von rund vier Million Franken. Für die 15 Formationen sowie für die Ausbildung werden jeweils mehrere Instrumente benötigt: Blech-, Holz-, Streich- und Perkussionsinstrumente, die für die verschiedenen Kurse, Repräsentationseinsätze und zahlreiche Konzerte (circa 500 pro Jahr) zur Verfügung gestellt werden.

Dazu kommen die für Angehörige der Schweizer Militärspiele gekauften «persönlichen Waffen»: kein Sturmgewehr 90, sondern ein persönliches Musikinstrument, nummeriert und im Dienstbüchlein eingetragen.

Die Musikwerkstatt der Schweizer Armee

Am Ende jeder Benutzung muss das Musikinstrument sachgemäss gereinigt werden. Bei Blechinstrumenten heisst dies z.B. die komplette Demontage und anschliessend eine Reinigung im Entkalkerbad. Das Instrument wird anschliessend poliert, die Ventile geölt, die Züge gefettet und wieder zusammengebaut. Manchmal ist es notwendig, das Fell einer Trommel zu ersetzen oder gar als Karosseriebauer anzupacken, um ein verbeultes Instrument wiederherzustellen.

«Es passierte einmal, dass eine Trompete von einem Lastwagen zerquetscht wurde: In diesem Fall gab es wenig zu tun. Ansonsten verfügen wir über eine eigene Werkstatt in Bern oder gegebenenfalls über externe Spezialisten», ergänzt Christian Flückiger.

Es ist notwendig, die Lieferungen oder die Wiederaufnahme der Musikinstrumente vorzubereiten, die bei den Proben der Orchester oder in den Wiederholungskursen verwendet werden, die sich oft in derselben Woche überschneiden. Für den Einsatz im Ausland werden die Instrumente sowie Zubehör und Galauniformen zum Teil in einen Frachtcontainer verladen und zum Flughafen Zürich gebracht. Zu den ständigen Aufgaben gehören auch die Instandhaltung des Materials und die Aktualisierung der Inventur.

Kälte und Feuchtigkeit schaden Instrumenten

In den klimatisierten Lagern in Bern und Thun werden neue Instrumente, die bei gut 20 Schweizer Lieferanten bestellt und für die neuen Rekruten bestimmt sind, bei der Entgegennahme akribisch geprüft. Wie die anderen werden sie an einem geeigneten Ort gelagert: Vor allem sind es die Holzinstrumente, die nicht gerne einem grossen Feuchtigkeitsunterschied ausgesetzt sind.

Der Veranstaltungskalender ist auch dieses Jahr randvoll und umfasst neben den Auslandreisen drei Schweizer Sprachregionen. Zu den diesjährigen Neuheiten gehören die erste Teilnahme der Swiss Army Central Band am Virginia Tattoo sowie die erste Ausgabe des Military Jazz Festival 2.0 im Mai mit der Swiss Army Big Band, begleitet von Kollegen aus Finnland, Deutschland und Lettland.

Christian Flückiger betont, dass es ein Privileg ist, für die Schweizer Militärmusik zu arbeiten. Ein wertvolles Hinweis für die Schweizer Miliz, die Nachwuchs braucht: Interessierte Jugendliche sind an den verschiedenen öffentlichen Konzerten oder am Tag der offenen Tür der Sommerrekrutenschule am 31. August in Aarau sehr willkommen.

Quelle: Schweizer Armee / Giorgio Krüsi

1.5.2019

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