Manic Monday mit der Patrouille Suisse

Ferdinand Foch

Flugzeuge sind interessante Spielzeuge, aber ohne militärischen Wert.

Ferdinand Foch (1851 - 1929), französischer Marschall im Ersten Weltkrieg

Patrouille Suisse

Patrouille Suisse

Die Staffel mit ausgefahrenem Fahrwerk im Anflug auf den Flugplatz Mollis für die Figur «Tunnel».

Bild ZVG Schweizer Armee

Die Patrouille Suisse begeistert seit über fünf Jahrzehnten die Zuschauer im In- und Ausland mit ihren atemberaubenden Vorführungen. Weltweit bekannt für ihre sprichwörtliche Schweizer Präzision, feiert die «Botschafterin der Lüfte» am 22. August 2019 ihren 55. Geburtstag. Hinter dem grossen Erfolg der Schweizer Vorzeigekunstflugstaffel steht nicht etwa Tollkühnheit oder modernste Technik, sondern Akribie und jahrelanges hartes Training über und unter den Wolken. Ein Augenschein an einem Montag.

Der Vormittag verspricht ein prächtiger Frühsommertag zu werden. Die Sonne hat sich über dem wolkenlosen Vierwaldstättersee bereits ausgebreitet, als der PC-6 Turbo Porter «Felix» in Emmen (LU) abhebt und seinen Bestimmungsort im Glarner Unterland ansteuert. Im Cockpit sitzt Oberstleutnant Nils «Jamie» Hämmerli, langjähriger Patrouille-Suisse-Pilot und seit vier Saisons Kommandant der bekanntesten Schweizer Displaystaffel. Heute wirft er vom Flugplatz Mollis (GL) aus ein genaues Auge auf die Figuren und Formationen, die seine Crew über dem anspruchsvollen Gelände fliegen wird.

Trockenübung

Über Ostern findet jeweils ein zweiwöchiger Displaykurs der Patrouille Suisse statt, an dem das fliegerische Jahresprogramm einstudiert wird. Ab dann trifft sich das Team montags auf seiner Homebase in Emmen zum wöchentlichen Training. Alle Crewmitglieder sind gestandene Berufsmilitärpiloten, die ihren Dienst an den übrigen Wochentagen auf der F/A-18 Hornet für die Luftwaffe leisten. Aber der erste Tag der Woche ist ihr gemeinsamer Patrouille-Suisse-Tag. So auch heute.

Kommandant Nils Hämmerli folgt im Besprechungsraum dem morgendlichen Briefing von Teamleader Gunnar Jansen zur anstehenden Trainingssequenz. Auf dem Programm steht nichts weniger als die Vorbereitung zum Zigermeet Mitte August, der grössten Airshow 2019 in der Schweiz. Die anderen fünf Crewmitglieder sitzen an einem weiten, mit Karten und zahlreichen aviatischen Utensilien belegten Tisch und horchen den Ausführungen des 36-jährigen Majors, der wegen seiner grauen Haare den Pilotennamen «Gandalf» trägt.

Mit über 2500 Flugstunden weiss er, wovon er spricht. Und er tut dies in angenehm aufgeräumter Form, die Worte kommen fast gehaucht über seine Lippen. Die Stimmung ist professionell gelöst, alle sind fokussiert, jeder weiss, was er wann zu tun hat. Die Planung ist akribisch, nichts wird dem Zufall überlassen. Die Formationen und Figuren werden im Kopf durchgespielt, ähnlich wie es Skifahrer vor einem Rennen tun, zeichnen die Piloten die Bewegungen im Geist nach, die sie später in der Luft vollführen. Dann ist die Crew bereit für die dritte Dimension, die «Tiger II» warten im Hangar.

Generalprobe

Als der Kommandant kurz vor Mittag bei strahlendem Sonnenschein 60 Kilometer Luftlinie weiter östlich am Pistenrand Stellung bezogen hat, nähert sich die Patrouille Suisse dem Flugplatz Mollis über dem nördlichen Bergkamm. Mit 800 km/h stechen die rot-weissen Jets mit einem Abstand von knapp drei Metern Entfernung voneinander durch die enge Talebene zwischen Rautispitz und Fronalpstock.

Keine einfache Aufgabe im topografisch anspruchsvollen Gelände des Glarner Unterlands, umso mehr, als die zweistrahlige Northrop F-5E «Tiger II» nicht mit GPS ausgestattet ist. Die Kampfflugzeuge sind mit 40-jährigen Bordinstrumenten bestückt. Navigiert wird auf Sicht, der Leader muss vorab die Flugroute auf der Karte mit Lineal und Filzstift einzeichnen. In der Luft kann er sich dann nur auf diese Karte und das, was er am Boden sieht, verlassen.

Die routinierten und bestens vorbereiteten Piloten der Displaystaffel setzen auch unter diesen Voraussetzungen ihr Können am Himmel eindrücklich unter Beweis und bieten den auch für dieses Training wieder zahlreich angereisten Zaungästen ein Spektakel. Jeder Handgriff sitzt, präzis wie ein Schweizer Uhrwerk fliegt die Formation eine Figur nach der anderen. «Delta», «Cross» und «Tunnel» begeistern, auch das am stahlblauen Glarner Himmel nachgezeichnete «Herz» ist akkurat geschnitten. Nach knapp 25 Minuten ist die Show vorbei, die Tiger steigen auf zum «Grande», dann verabschieden sich die Piloten unter dem Applaus der Zuschauer wieder in Richtung Homebase Emmen. Die Generalprobe fürs Zigermeet ist geglückt.

Debriefing

Zurück in Emmen, zeigt sich Kommandant Nils Hämmerli überzeugt von dem, was er von seinen «Bambini» gesehen hat: Die Crew ist auf die Flugshow im Glarnerland bestens vorbereitet. Gemeinsam mit Leader «Gandalf» folgt das obligate Debriefing, in dem einige figurentechnische Unsauberkeiten via Videomitschnitt analysiert und im Team besprochen werden. Es sind Nuancen, die nur die Profis erkennen, doch der Anspruch bei jedem Einzelnen ist hoch, das Streben nach Perfektion allgegenwärtig.

So sind es denn auch nicht tollkühne Männer in ihren fliegenden Kisten, die den Ruhm des Schweizer Displayteams weit über die Landesgrenze hinaus begründen, sondern gewissenhaft arbeitende Kampfjetpiloten, die tagtäglich im Einsatz am Himmel ihr Bestes im Dienst der Schweizer Armee geben. Und für die besonderen Momente trainieren sie am Montag.

Quelle: Schweizer Armee

15.7.2019

Patrouille Suisse

Es ist für jeden Schweizer Kampfjetpiloten ein Privileg, dem Team der Patrouille Suisse anzugehören. Im Durchschnitt bleiben die Piloten sechs Jahre im Team. Leader «Gandalf» ist mit elf Jahren am längsten dabei, Claudius «Mac» Meier ist mit 29 Jahren der Jüngste im Team. Er bestreitet seine zweite Saison in der Staffel.

Das Schweizer Displayteam ist im Milizsystem organisiert. Alle Crewmitglieder sind Berufsmilitärpiloten der Luftwaffe. Sie leisten ihren täglichen Dienst vornehmlich auf der F/A-18 Hornet in der Sparte Luftverteidigung inklusive Luftpolizeidienst oder engagieren sich als Fluglehrer.

Anders als ihre ausländischen Kollegen der britischen Red Arrows, der Patrouille de France oder der italienischen Frecce Tricolori fliegen die Piloten der Patrouille Suisse also nicht ausschliesslich Vorführungen an Airshows, diese Tätigkeit stellt für sie nur eine unter anderen dar.

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