Sanitätskompanie der Schweizer Armee am Eidgenössischen Turnfest in Aarau

Mutig ist ...

Mutig ist, wer Durchfall hat und trotzdem furzt.

Sprichwort

Die Armee unterstützt mit ihren Mitteln auf Anfrage die Bevölkerung und die zivilen Organisationen. Am Eidgenössischen Turnfest zum Beispiel stehen Arbeiten an der Infrastruktur und Leistungen für die Rettungskräfte auf dem Festgelände auf der Dienstleistungsliste. Eine Sanitätskompanie etwa führt auf dem Gelände zusammen mit zivilen Kräften ein Notspital.

Sandra hat sich am Fuss wehgetan. Und sie wird von uniformierten Fachleuten behandelt. Sie ist eine von Dutzenden von jungen Turnerinnen und Turnern, die an diesem Tag am ersten Wochenende des Eidgenössischen Turnfestes (ETF) in Aarau die Sanitätshilfsstelle (San Hist) aufsuchen. Die Sanitätskompanie 8 von Oberleutnant Eric von Gunten hat sie aufgebaut und betreibt sie während der beiden Festwochenenden. Dabei arbeitet die Armee eng mit den zivilen Rettungskräften zusammen.

Zwei Züge der Kompanie leisten abwechslungsweise während des Wiederholungskurses Dienst in Aarau. Zugführer Leutnant Noe Lüthi weiss, dass am Tag generell Turnende mit typischen Sportverletzungen in die San Hist kommen, zum Beispiel mit Verstauchungen. Am Abend und in der Nacht werden vor allem alkoholisierte Festbesucher erwartet – vor allem in der zweiten Woche, wenn die Vereine der Aktiven am Start sind.

Die Patienten werden in der San Hist triagiert. Zugeführt werden sie über die zivilen Sanitätsposten, die auf dem ganzen Gelände verteilt sind, oder durch zivile Patrouillen. «Wir entlasten die zivilen Spitäler», hält Zugführer Lüthi fest. Die Kompanie bietet den Patienten grundsätzlich eine Erstversorgung, schwerere Fälle werden ins zivile Spital überführt. Allerdings können Ärzte und Sanitäter der Armee auch lebensbedrohliche Fälle aufnehmen und die Patienten für den Transport in ein Spital stabilisieren.

Sanitätskompanie am Eidgenössischen Turnfest Aarau

Sanitätskompanie am Eidgenössischen Turnfest Aarau

Zwei leichte Sanitätswagen stehen der Kompanie für den Patiententransport auf dem Festgelände zur Verfügung.Bild ZVG Schweizer Armee

«Wie stark ist der Schmerz?»

Zurück in der San Hist. «Auf einer Skala von 1 bis 10, wie stark ist der Schmerz?», fragt der Armeesanitäter, während er den Fuss abtastet. Sandra ist während des Wettkampfs ausgerutscht. Vermutlich nichts Schlimmes, doch der Fachmann führt sie zur weiteren Kontrolle ins Lagerzelt. Der Rest des Gesprächs geht im lauten Rauschen eines Funkrufs unter – die San Hist ist nicht nur mit dem militärischen, sondern auch mit dem zivilen Funknetz verbunden. «Das hilft uns in der effizienten Kommunikation mit den zivilen Kollegen», sagt Kompaniekommandant von Gunten.

Hier zeigt sich die Besonderheit von Einsätzen wie demjenigen am ETF: Die Armee bringt militärische Standards und die Bedürfnisse der zivilen Partner in Übereinstimmung. Das lohne sich, so von Gunten: Die Kommunikation funktioniere, die Kooperation mit dem Organisationskomitee verlaufe nahezu reibungslos, die verschiedenen Teile der Rettungskette, egal ob militärisch oder zivil, griffen ineinander. «Jeder bringt sich gewinnbringend ein.»

Vorteile auch für die Armee

«Für die Soldaten machen solche Einsätze nicht nur Spass, sie sind auch deutlich lehrreicher als reine Wiederholungskurse», weiss von Gunten. Die Kompanie lerne «on the job». Die Arbeit sei spannend und die Aufmerksamkeit deswegen höher. Die erworbene Einsatzerfahrung ermögliche denn auch die optimale Anwendung des Gelernten in einem Ernstfall.

«Wir können hier effektiv helfen, haben echte Patienten mit echten Bedürfnissen», ergänzt Lüthi. Und seine Stellvertreterin Leutnant Sara Dick fügt an: «Unsere Leute müssen autonom arbeiten können, rasch und korrekt handeln. Sie können nicht wie in einer Schulung einfach nachfragen, wenn ihnen etwas unklar ist.» Allerdings brauche es auch klassische Ausbildungs-WK, schliesst von Gunten. Dann werden die Sanitäter etwa in neuen Technologien geschult.

Bis zu vier Militärärzte stehen in Aarau im Einsatz. Für ihn und seine Kollegen sei das eine wertvolle Erfahrung, erläutert Militärarzt Christoph Signer, selbst wenn sie auch im Berufsleben mit solchen Fällen konfrontiert seien. Er könne gegenüber den zivilen Kollegen und Stellen sein Wissen über den militärischen Ablauf einbringen, das helfe bei der Vorbereitung, der Abstimmung und der Durchführung des Einsatzes.

Die Rückmeldungen der Patienten seien weitgehend positiv, so das Fazit des diensthabenden Zugführers Lüthi. Die Leute rechneten nicht damit, dass die Armee hier sei, so Lüthi weiter, und seien überrascht, wenn sie in eine militärische Anlage kämen. «Ihre Dankbarkeit ist gross, was uns freut.»

Zufriedene Zivilhelfer

Insgesamt verzeichneten die Helfer für das erste Festwochenende rund 900 Patientinnen und Patienten, 25 mussten ins Spital gebracht werden. Christian Bassler, Chef Ressort Sanität, zeigt sich sehr zufrieden mit der Leistung der Armeesanitäter. «Sie sind unkompliziert und hoch motiviert, sie leisten eine qualitativ hochstehende Arbeit.» Trotz nicht immer ganz einfacher Schnittstellen zwischen ziviler und militärischer Sanität klappe die Zusammenarbeit dank der Flexibilität der Armeeangehörigen.

«Wenn wir diese Leistung, personell wie materiell, selbst erbringen müssten, bräuchten wir doppelt so viele Mittel», ist Bassler überzeugt, «und schon jetzt haben wir hier das bisher grösste Sanitätsdispositiv der Schweiz.» Allein für seine gegen 200 zivilen Kräfte sind 4500 Einsatzstunden veranschlagt.

Quelle: Schweizer Armee

24.6.2019

Das Militärnotspital auf dem Festgelände

Der Eingangsbereich zur San Hist in Aarau ist das Triagezelt. Hier ist der Patientenempfang untergebracht, hier werden eine erste Diagnose und wo möglich eine Prognose erstellt. Bei Bedarf wird Erste Hilfe geleistet. Ein Übermittlungsposten kümmert sich um die Kommunikation und das Administrative. In einem weiteren Zelt stehen sechs Bahren zur Lagerung und Behandlung der Patienten bereit. Ausserdem verfügt die San Hist über einen diskreten Besprechungsraum für die Militärärzte der eingesetzten Sanitätskompanie 8. Schliesslich ist in einem Container ein kleiner Operationssaal eingerichtet, in dem bei Bedarf auch chirurgische Eingriffe gemacht werden können. Dieser ist einsatzgerecht ausgestaltet und an die Bedürfnisse des Anlasses sowie der zivilen Partner angepasst.

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