Schweizer Armee an der Maturandenmesse

Bertolt Brecht

Das grosse Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr zu finden.

Bertolt Brecht

Maturandenmesse

Maturandenmesse

Mit der VR-Brille virtuell in die Lüfte: Leutnant Alexander Kuo mit zwei Schülern

Bild ZVG Schweizer Armee

«Supercool» finden Flavia und Michelle, Kantonsschülerinnen aus Pfäffikon (SZ), den Auftritt der Armee an der Maturandenmesse in Zürich-Oerlikon. Am 4. September präsentierten sich rund 70 Aussteller in der Messehalle Stage One ihrem Publikum, darunter auch die Schweizer Armee.

Dank Virtual-Reality-Brille einen virtuellen Flug mit einem Kampfjet absolvieren, eine Splitterschutzweste anziehen, einen Helm aufsetzen, ein Selfie machen: Mit wenigen Handgriffen und der Unterstützung von Offiziersaspiranten hatten die Besucherinnen und Besucher der Messe die Gelegenheit, kurz in die Rolle eines Soldaten zu schlüpfen. Interessanter und auch begehrter waren jedoch die persönlichen Gespräche mit den sieben Aspiranten. Leutnant Samuel Lustenberger, derzeit an der ABC-Abwehrschule 77 in Spiez beim Abverdienen, ist einer von ihnen – und in seinem Element.

Dem angehenden Primarlehrer fällt der Zugang zu den nur wenig jüngeren Schülerinnen und Schülern leicht. «Bei uns in Luzern gab es keine Armee-Infoveranstaltung dieser Art», bedauert er. «Hier jedoch können wir die jungen Leute abholen. » Weitermachen wollte der 21-jährige Luzerner eigentlich nicht, «aber ich hatte keine Wahl und sehe es nun als Riesenchance. » Diese Erfahrung könne ihm niemand nehmen, so Lustenberger: Ihm sei ein Zug von 30 Leuten anvertraut, für die er verantwortlich sei. «Ich muss dafür sorgen, dass sie Essen und ein Dach über dem Kopf bekommen und dass sie ihre Aufgaben erfüllen. Wo kann man so jung Führung in der Praxis lernen, wenn nicht in der Armee?»

Leutnant Alexander Kuo, derzeit beim Abverdienen an der Infanterie-Durchdienerschule 14 in Birmensdorf, pflichtet ihm bei. «Mein Privatleben kommt zwar momentan etwas zu kurz, aber ich habe die Entscheidung weiterzumachen keine Sekunde bereut», meint Lt Kuo lächelnd. Auch er hätte sich vor ein paar Jahren eine Infoveranstaltung wie diese gewünscht. «Bis zum Orientierungstag hatte ich keine Ahnung vom Militär und seinen Möglichkeiten», erzählt er. «Für mich wären zusätzliche Informationen vor dem Rekrutierungstag nützlich gewesen.»

Deswegen gibt Kuo in Oerlikon den Schülerinnen und Schülern bereitwillig Auskunft – zum Beispiel Jan Schiller, einem Kantonsschüler aus Pfäffikon (SZ). Er freue er sich auf die Rekrutenschule, erzählt der 17-Jährige: «Ich habe das bei meinem Bruder gesehen: Die 17 Wochen RS bringen dich weiter. Du wirst erwachsener und lernst, Verantwortung zu übernehmen.» Im Sommer 2020 soll es für ihn mit der Rekrutenschule losgehen, bis dahin hat Schiller aber noch die Maturaprüfungen vor sich. Und wenn alles klappt, möchte er nach der RS in Basel ein Modedesign-Studium beginnen.

Auch Sophie Rau, Schülerin der Kantonsschule Wettingen (AG), möchte später einmal studieren. Welche Studienrichtung sie belegen will, weiss sie noch nicht so genau, die Maturandenmesse soll ihr einen Überblick verschaffen. Zum Stand der Armee ist sie aus Neugierde gekommen. «Vor kurzem habe ich den Info-Brief vom Kanton erhalten. Meine Mutter hat mich ermutigt, am Orientierungstag teilzunehmen.» Sie könne sich durchaus vorstellen, eine Rekrutenschule zu absolvieren, sagt die 17-Jährige. «Ich finde es wichtig, dass es in der Armee mehr Frauen hat, denn alle sollten irgendwie integriert sein.»

Mit Wachtmeister Fabia Dätwyler hat Sophie Rau in Oerlikon die passende Ansprechperson gefunden. Dätwyler absolviert derzeit die Infanterie-Offiziersschule 10 in Liestal und wird, wenn sie es schafft, die erste Frau in der Schweiz sein mit dem Grad eines Leutnants der Gebirgsspezialisten. Dass drei der sieben anwesenden Aspiranten Frauen sind, kommt vor allem Schülerinnen entgegen. Immer wieder stellen sie Fragen wie: Wie ist es als Frau in einem Männerbetrieb? Ist es schwierig, sich zu integrieren, oder werden Frauen gar bevorzugt behandelt? Alles halb so wild, sind sich die Frauen in Uniform einig, sie hätten sich schnell wohl gefühlt in ihrem Zug. Und in der Armee gelte 100-prozentige Gleichberechtigung: Gleiche Rechte, gleiche Pflichten für Männer und Frauen.

Etwas später am Nachmittag besucht auch der Bülacher Tobias de Maddalena den Stand der Armee. Eigentlich wollte er immer Militärpilot werden, musste seinen Traum aber wegen einer Sehschwäche begraben. «Die RS im Lehrverband Panzer/Artillerie, so etwas kann ich kann mir vorstellen», sagt er nach einem Gespräch mit Lt Durim Invernizzi. Der Kantonsschüler zieht sich mit Hilfe von Invernizzi die Schutzweste über, setzt den Helm auf und posiert schalkhaft vor der Selfie-Wand.

Berührungsängste abzubauen und Informationen auf Augenhöhe zu vermitteln – darum ging es in Oerlikon. Und an den vielen Gesprächen gemessen, welche die Aspiranten mit Jugendlichen führen konnten, ist das Fazit: «Mission erfüllt!»

Quelle: Schweizer Armee

10.9.2019

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