Philippe Rebord – Korpskommandant und Chef der Schweizer Armee

Sicherheitsverbundsübung 2019: Im Visier des internationalen Terrorismus

Bundesrätin Karin Keller-Sutter

Das ist nicht Alarmismus, es geht vielmehr um Krisenvorsorge, wie wir sie so nüchtern wie möglich betreiben müssen.

Bundesrätin Karin Keller-Sutter

Sicherheitsverbundsübung 2019

Sicherheitsverbundsübung 2019

Bild ZVG Schweizer Armee

Es ist kurz vor dem Start ins Wochenende, als der Terror die Schweiz in Geiselhaft nimmt. Ein Bombenanschlag am Hauptbahnhof Zürich reisst Dutzende von Menschen in den Tod und verletzt die Integrität der Schweiz nachhaltig. Das ist die Ouvertüre eines dreitägigen Terrorszenarios, mit dem eine Stabsrahmenübung die Schweizer Sicherheitsarchitektur auf unterschiedlichen Ebenen auf die Probe stellt. Und mittendrin: die Kommunikation Verteidigung als Partnerin der gemeinsamen Krisenbewältigungsstrategie.

Um 16.42 Uhr stürmen drei Attentäter der «Global Liberation Front» (GLF) die Bahnhofshalle in Zürich und schiessen wild um sich. Kurz darauf detoniert ein Sprengsatz, der das Glasdach zum Einsturz bringt. Der Terroranschlag reisst ohne Vorwarnung den gewohnten Trott der Pendlerströme auseinander und 47 Menschen in den Tod. 78 Personen werden verletzt. Die Nachricht von der brutalen Terrorattacke geht um die Welt, die Ticker in den Nachrichtenstationen im In- und Ausland laufen heiss. Um 17.14 Uhr titelt BBC World: «Switzerland under Attack!» Es ist eine der ersten Meldungen über die Vorkommnisse, die von der Kommunikation Verteidigung in einem umfassenden Medienmonitoring aufgenommen wird.

Fiktive Terrorbedrohung

Der Angriff auf die Integrität der Schweizer Eidgenossenschaft ruft denn auch unverzüglich die Krisenstäbe auf den Plan, zumal die Analyse der Bedrohungslage durch den Nachrichtendienst erkennen lässt, dass jederzeit mit weiteren terroristischen Anschlägen auf Personen und kritische Infrastrukturen zu rechnen ist. Die Schweiz im Visier des internationalen Terrorismus – das ist die Versuchsanlage der diesjährigen Sicherheitsverbundsübung (SVU) von Anfang November. Sie steht im Zeichen der nationalen Strategie zur Terrorismusbekämpfung, die der Bundesrat in Zusammenarbeit mit den Kantonen vor vier Jahren erarbeitet hatte. Bevölkerungsschutz, Polizei, Armee und Krisenkommunikation sind dabei angehalten, eine fiktive Terrorbedrohung im Verbund zu bewältigen (siehe Infobox).

Die Stabsrahmenanordnung beübt dabei während 52 Stunden schweizweit 70 Organisationen und die Krisenführungsorgane von Bund, Kantonen und Dritten auf ihre Koordinationsfähigkeit, Einsatzbereitschaft und Durchhaltefähigkeit. Zentral für eine gemeinsame Krisenbewältigungsstrategie ist die Erarbeitung eines konsolidierten und stets aktuellen Lagebildes. Hier leistet die Kommunikation Verteidigung als Partnerin der Übung einen gewichtigen Anteil.

Kommunikationsprodukte rund um die Uhr

Im Lageverfolgungszentrum (LVZ) sowie bei der Kommunikation Verteidigung wird umgehend ein breit gefächertes Medienmonitoring hochgefahren, in dem alle nationalen wie internationalen Verlautbarungen, die mit einem Bezug zu den terroristischen Vorkommnissen Verbreitung finden, in Echtzeit in einer digitalen Timeline angepinnt werden. Das Augenmerk der Medienverantwortlichen richtet sich dabei auf das sich ständig wandelnde Lagebild und dessen akkurate Beurteilung. Eine nicht ganz einfache Aufgabe, gilt es doch, nicht nur «Fake News» zu eruieren, sondern insbesondere mögliche mediale Gefahrenherde zu antizipieren und diesen mit redaktionellen Gegenmassnahmen proaktiv entgegenzuwirken. Dazu gehört die Bewirtschaftung des Social-Media-Kanals oder auch das Absetzen von Tweets.

Hauptaufgabe der Redaktion ist es in erster Linie, Kommunikationsmassnahmen zu erarbeiten, die vom LVZ nach vorgängiger Lagebeurteilung angefordert werden. So sind im Newsroom der Kommunikation Verteidigung an der Stauffacherstrasse im Nordosten Berns nicht nur die Chronologie der Ereignisse, sondern auch jederzeit die Auftragslage sowie der redaktionelle Workflow auf grossen Flachbildschirmen einsehbar. Bei den beauftragten Produkten aus dem LVZ kann es sich um Medienmitteilungen, Internetbeiträge inklusive Videos, aber auch um interne Kommunikationspapiere an die Kommandanten handeln. Das Spektrum an kommunikativem Output ist breit und kann zu jeder Tages- und Nachtzeit erfolgen – wie es die gegenwärtige Situation erfordert. Deshalb arbeiten die Redaktoren in einem Dreischichtbetrieb rund um die Uhr.

Teamplaying at its Best

Das Zusammenspiel zwischen den Kommunikationsstellen und intern an der Stauffacherstrasse gestaltet sich während der gesamten Übung als vorzüglich. Die Verbindungen werden jederzeit gewährleistet, das Monitoring wird automatisiert, Aufträge werden von der Redaktion schnell abgewickelt, der Produktionsstandard bleibt auch während der Übung hoch. Ob Milizfachkräfte oder Redaktoren der Verteidigung, alle Beteiligten arbeiten für ein gemeinsames Ziel Hand in Hand.

So zeigt die SVU 19 einmal mehr, dass die Kommunikation Verteidigung auch in anhaltenden Krisensituationen eine verlässliche Partnerin ist, indem sie rund um die Uhr für die interne Kommunikation besorgt ist, Information für externe bereitstellt und mit Kommunikationsspezialisten aus der Miliz adäquate Kommunikationslösungen für eine Krise erarbeitet. Bleibt bei aller Fiktionalität der Übung nicht zu vergessen, dass die Kommunikation Verteidigung während der SVU 19 auch ihr normales Tagesgeschäft zu bewältigen hatte. Der Spagat ist ihr gelungen.

Auch wenn zu hoffen ist, dass ein solches Terrorszenario nie eintreten wird, gilt es doch immer, für alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, um in Krisen Strukturen aufzubauen und Ordnung zu schaffen. Dafür gilt allen Beteiligten grosser Dank.

Quelle: Schweizer Armee

20.11.2019

Sicherheitsverbundsübung 2019

Zum zweiten Mal nach 2014 fand vom 11. bis 13. November 2019 eine Sicherheitsverbundsübung (SVU) statt. War das erste Szenario, das wichtige Erkenntnisse in Bezug auf die Bewältigung einer komplexen Notlage lieferte, vor fünf Jahren charakterisiert durch grossflächigen Strommangel in Kombination mit einer Grippepandemie, stand die diesjährige Stabsrahmenübung im Zeichen der nationalen Strategie zur Terrorismusbekämpfung, die der Bundesrat in Zusammenarbeit mit den Kantonen vor vier Jahren erarbeitet hatte. In der SVU 19 wurde das aktuelle Krisenmanagement in struktureller, organisatorischer und prozessualer Hinsicht geprüft, um die Sicherheitsarchitektur zu optimieren. Dafür wurde eine Versuchsanordnung geschaffen, in der die Schweiz einer lange anhaltenden Terrorbedrohung ausgesetzt ist, die in Angriffen auf kritische Infrastrukturen, erpresserischen Forderungen und drohenden Anschlägen zutage tritt. Während des 52-stündigen Szenarios wurden schweizweit 70 Organisationen (Stäbe, Bundesstellen, Kantone, Städte und kritische Infrastrukturen) beübt und konkret daraufhin getestet, inwieweit Sicherheitsorganisationen in der Lage sind, in einer angespannten Terrorbedrohungslage zusammenzuarbeiten und einen entsprechenden Krisenfall gemeinsam zu bewältigen. Um die Bedürfnisse der verschiedenen Partner zu veranschaulichen, wurde die SVU 19 in vier Teilprojekte unterteilt: Bevölkerungsschutz, Polizei, Armee und Krisenkommunikation. Diese wurden an ihren gewohnten Arbeitsplätzen beübt, während die Übungsleitung von einem Ad-hoc-Operationszentrum in der Berner Kaserne aus die Übung schweizweit unter Ein-bezug aller beteiligten Organisationen leitete. Der Abschlussbericht, in dem die aus der Stabsrahmenübung gewonnenen Erkenntnisse vorgestellt werden, wird voraussichtlich Mitte 2020 verfügbar sein.

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