Der Lai Blau wird nach Blindgängern abgesucht

Manfred Poisel

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Manfred Poisel

Kommando Kampfmittelbeseitigung und Minenräumung

Kommando Kampfmittelbeseitigung und Minenräumung

Kurz vor dem ersten Tauchgang: Die beiden Taucher begeben sich zum See.

Foto Michael Senn. Bild ZVG Schweizer Armee

Spezialisten des Kommando Kampfmittelbeseitigung und Minenräumung haben vergangene Woche den Bergsee in der Bündner Gemeinde Medel/Lucmagn nach Blindgängern abgesucht. Das Gebiet rund um den See hat jahrzehntelang als Zielhang für Artillerie und Infanterie gedient, weshalb trotz grossflächigen Räumungsaktionen immer wieder Geschossrückstände auftauchen. Am Ende des Einsatzes konnte Entwarnung gegeben werden.

Umgeben von der Bergspitze Scopí und dem Stausee der Kraftwerke Vorderrhein liegt der Lai Blau auf etwa 2400 Metern über Meer. Er gilt als Insidertipp für Fischer und Wanderer und wird deshalb rege besucht. Touristen und Einheimische stossen dabei immer wieder auf Geschossrückstände, die durch den schmelzenden Schnee oder die Erosion in Vorschein treten.

Aufgrund dessen hat der Gemeindepräsident von Medel, Rico Tuor, den Kontakt zur Armee gesucht. Daraufhin hat das Kommando Kampfmittelbeseitigung und Minenräumung (KAMIR) zwei Spezialisten vor Ort geschickt, um den See nach Blindgängern abzusuchen. Unterstützt wurden sie durch einen Taucher des Katastrophenhilfe-Bereitschaftsbataillons (Kata Hi Ber Bat).

Jahrzehntelanger Beschuss sorgt für tonnenweise Rückstände

Während mehr als hundert Jahren fanden im Gebiet Infanterieübungen statt. Dazu nutzte auch die Artillerie den Gebirgskessel als Zielhang für Haubitzen, Minenwerfer und Festungsartillerie. Über die Jahre hat sich deshalb einiges an Material angesammelt. «Seit dem Jahr 2000 haben wir knapp 60 Tonnen Geschossrückstände aus dem Gebiet abtransportiert und entsorgt», sagt Hauptfeldweibel Jürg Gartmann, Fachberufsunteroffizier der Territorialdivision 3 (Ter Div 3). Obwohl der See selbst nie direkt beschossen wurde, sind an dessen Rand immer wieder Splitter und anderes Material gefunden worden. Die Wahrscheinlichkeit war deshalb gross, dass ich auch im Gewässer etwas finden liesse.

Um dies abzuklären, begaben sich zwei Taucher in das eiskalte Schmelzwasser. In zwei einstündigen Tauchgängen konnten sie den Grund des Sees gründlich absuchen, wobei ihr Augenmerk hauptsächlich möglichen Blindgängern galt. Trotz eingeschränkter Sicht konnten die beiden Spezialisten am Ende des zweiten Durchgangs zweifelsfrei feststellen, dass keine Blindgänger im See gelandet sind. Das wenige an Splittern und sonstigen Geschossrückständen, was sie beim Tauchen finden konnten, wurde an Land gebracht, um es im Kompetenzzentrum ABC-KAMIR in Spiez fachgerecht entsorgen zu können.

Für die Gemeinde sowie das kantonale Amt für Jagd & Fischerei gilt deshalb Entwarnung. Im Fall eines Blindgängerfunds wäre der See in einem nächsten Schritt leergefischt worden, damit die Blindgänger kontrolliert hätten gesprengt werden können. Nun können sich die Verantwortlichen vor Ort beruhigt dem Fortbestand der künstlich ausgesetzten Fischpopulation widmen, und das Kommando KAMIR kann seine Kapazitäten für einen der zahlreichen anderen Einsätze nutzen. Pro Jahr treffen in der dortigen Blindgängermeldezentrale weit über 600 Meldungen ein.

Quelle: Schweizer Armee

3.8.2019

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